Vorwort des Distriktoberen

Liebe Gläubige, liebe Freunde und Wohltäter!

 

Im Jubel und in der Freude der österlichen Zeit wollen wir doch nicht die letzten Momente vergessen, die uns von der Busse der Fastenzeit zum Triumph von Ostern führten!

Die grossartigen Zeremonien der Osternacht enden mit der Weihe des Taufwassers, und an manchen Orten folgt darauf die Taufe von Erwachsenen. Falls keine Taufe stattfindet, was häufig der Fall ist, erneuern wir unsere Taufversprechen.

Dieses Sakrament nimmt in der feierlichsten Zeremonie des Kirchenjahres den Ehrenplatz ein. Das unterstreicht den hohen Stellenwert, den wir der Taufe einräumen müssen.

Vielleicht ist es nicht das grösste aller Sakramente – dieser Platz ist der heiligen Eucharistie vorbehalten – aber die Taufe ist die Eingangstüre zu allen anderen Sakramenten, und in dieser Eigenschaft nimmt es eindeutig eine Vorrangstellung ein. Im Evangelium heisst es: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Mk 16,16). Daher ist es unmöglich, ohne die Taufe in den Himmel zu kommen, zumindest dem Verlangen nach.

Alle diese Komponenten werden vom Grossteil unserer Mitbürger leider beiseitegelassen, vernachlässigt oder oft auch ignoriert. Uns sollten sie aber nicht fremd sein, denn nichts sollte uns einleuchtender erscheinen als die Wichtigkeit der Taufe! Aber es scheint mir angebracht, dass wir die Wichtigkeit und Grösse einer Überzeugung den Fakten nach beurteilen. Die Kraft des katholischen Glaubens offenbart sich nicht in schönen Theorien, sondern im Leben selbst: Tausende von Märtyrern, die ihr Leben für Christus dahingegeben haben, bezeugen dies klipp und klar. Es scheint mir, dass sich dieses Prinzip auch auf die Taufe anwenden lässt: Welche Wichtigkeit räumen wir diesem Sakrament in Wirklichkeit ein? Wie viel Zeit lassen wir verstreichen, bevor wir für ein Neugeborenes um die Taufe bitten? Von welchen Motiven lassen wir uns leiten, wenn es um die äusserst wichtige Wahl des Namens und der Taufpaten geht? Eine Wahl, die eng mit dem Taufsakrament verbunden ist. 

Die Wichtigkeit des Taufsakramentes und seine Konsequenzen für das ewige Leben sind solcher Art, dass ein Kind so schnell als möglich getauft werden sollte. „Quam primum“ heisst es auf Latein; was im Deutschen gleichbedeutend ist wie „so bald als möglich“. In Todesgefahr kommt die Pflicht der Taufspendung sogar den Eltern zu. 

Deshalb ist es wichtig, sich die folgende Quintessenz gut zu merken, auch wenn sie uns auf den ersten Blick selbstverständlich scheint: Die Taufe ist vor allem und in erster Linie eine Zeremonie, in deren Verlauf ein Kind vom Zustand der Erbsünde in den Stand eines Gotteskindes erhoben wird.  Erst in zweiter Linie ist es ein Familienfest und gemeinschaftlicher Anlass!

Natürlich ist den Eltern ein gewisser Freiraum zugestanden, um ein geeignetes Datum zu finden. Aber die sekundären Komponenten dürfen am Ende nicht massgebend sein. Früher wurde das Kind oft am Tag seiner Geburt zum Taufbrunnen getragen. Der medizinische Fortschritt erlaubt es uns heute, einige Tage bis zur Taufe zuzuwarten, besonders damit auch die Mutter wieder bei Kräften ist, um der Taufzeremonie beiwohnen zu können. Aber man darf den Grund und den Zweck der Taufe nicht ausser Acht lassen, indem man die Taufe grundlos aufschiebt.

Ein anderer wichtiger Punkt bei der Taufe ist die Namensgebung. Ein Name ist nicht etwas Banales. Das sehen wir beim Bericht über die Geburt des heiligen Johannes des Täufers und bei der Geburt Jesu. In beiden Fällen gab Gott selbst den Namen vor. 

Der Kirche liegt es am Herzen, dass das getaufte Kind einen himmlischen Patron besitzt. Deshalb gibt man ihm den Namen eines Heiligen. Der Katechismus bringt es ausgezeichnet auf den Punkt: Die Kirche gibt dem Getauften den Namen eines Heiligen, damit er im Himmel einen Beschützer habe, der für ihn betet und auf Erden ein Vorbild, dem er nachfolgen kann.

Wenn man für das Kind einen Namen aussucht, gibt man ihm dadurch einen heiligen Beschützer mit auf den Weg. Auch in diesem Bereich gehen Geschmack und Sitten oft auseinander. Das ist völlig normal … und eine glückliche Fügung. Aber man soll dabei das Wesentliche nicht vergessen: Wenn wir den Namen auswählen, so soll er uns an einen Heiligen erinnern und nicht an einen Star oder eine Blume, die wir lieben!

Wie immer sollen Leidenschaft und Gefühl der Vernunft untergeordnet sein und nicht umgekehrt. Es ist nicht unser Ziel, einen Namen auszusuchen, der gut klingt, schöne Erinnerungen in uns wachruft oder der uns originell erscheint… Nachher versucht man eine entfernte Beziehung mit einem Heiligen aufzustellen, von dem man nicht einmal wusste, dass er existierte!

Schliesslich gibt es noch einen letzten Punkt, worauf die Priester bei der Taufe oft ihr Augenmerk richten: die Frage nach der Patenschaft. Der Pate oder die Patin sind dazu bestimmt, das Neugeborene im Glauben zu stützen. Der Katechismus fasst es so zusammen: Die Paten legen im Namen des Kindes die Taufgelübde ab und verpflichten sich über seine christliche Erziehung zu wachen.

Es kommt folglich den Eltern zu, jemanden auszusuchen, dessen Lebenswandel eine gewisse Garantie gibt, dass der Pate dieser Rolle gewachsen ist. Es gibt sehr sympathische und grosszügige Menschen, die man gerne wählen würde, aber ihre Situation lässt sie nicht für den Glauben und die christliche Moral des Kindes bürgen.

Manchmal ist man über die Ansichten einiger Leute erstaunt, die jemanden als Paten wählen, um ihn zum Glauben zu führen oder weil man dadurch hofft, dass er seinen Glauben wieder praktiziert. Das ist dem gesunden Menschenverstand diametral entgegengesetzt: Man beauftragt nicht jemanden als Trainer, weil man dadurch sein Interesse für den Sport wecken möchte, sondern weil man denkt, dass er diese Sportart beherrscht. Andernfalls trotzte man jeder Logik! Im vorgestellten Fall müsste man befürchten, dass der Pate seine Rolle nicht mit dem nötigen Ernst erfüllen werde.

In diesem Bereich muss man den wahrhaft christlichen Reflex haben oder wiedergewinnen: Welche Stütze möchte ich meinem Kind im Hinblick auf die Ewigkeit geben?

Die Osterzeit lässt uns über die Grösse und die konkreten, daraus hervorgehenden Konsequenzen dieses Sakramentes betrachten. Es ist schwierig, aber unerlässlich, ein wahres christliches Leben zu führen in einer Gesellschaft, die fern von Gott lebt. 

Möge die allerseligste Jungfrau Maria, welcher der Monat Mai geweiht ist, uns diese Gnade erwirken und uns helfen, sie auch in uns aufleben zu lassen! 

Vorwort des Distriktoberen

Liebe Gläubige, liebe Freunde und Wohltäter!

„Nehmt mich und werft mich ins Meer! Dann lässt das Meer von euch ab.“ Das Beispiel, das uns die Heilige Schrift von Jonas gibt, veranschaulicht aufs Beste den Heroismus, der sich für das Allgemeinwohl aufopfert. Das ist eine Verhaltensweise, die weder den Heiligen noch den Helden vorbehalten ist. Jonas selbst floh vor dem Ruf Gottes. Es handelt sich dabei um eine unerlässliche Bedingung für die Existenz des sozialen Lebens.

Das Allgemeinwohl steht über dem Wohl des Einzelnen. Damit lässt sich auf eine andere Art das Verhalten des Propheten Jonas zusammenfassen. Diese Betrachtungsweise könnte auf den ersten Blick völlig offensichtlich erscheinen. Aber davon sind wir weit entfernt. Es scheint mir nämlich notwendig in dieser Pandemie, die wir durchmachen, die „Nebeneffekte“ dieser Krise genauer zu betrachten. Diese „Nebeneffekte“ sind in Wirklichkeit gar nicht so nebensächlich, weil sie die fundamentalen Seiten des sozialen Lebens zunichte machten, nämlich das notwendige Vertrauen gegenüber unserem Nächsten und besonders gegenüber der Autorität.

Als menschliches Wesen liegt das Gemeinschaftsleben in unserer Natur. Für das Gemeinschaftsleben ist es von grundlegender Wichtigkeit, dass wir uns am Gemeinwohl orientieren. Dieser Hinweis ist umso wichtiger, als man sich oft die Frage stellt, wie man heute ein Leben in der Gesellschaft verwirklichen kann. Die Gesellschaftskrise führte dazu, dass wir weder in die Autoritäten noch in die Personen unserer Umgebung Vertrauen haben. Unsere Gesellschaften sind ihres Namens nicht mehr wert; vielmehr sind sie zu einem Aggregat von Individuen geworden, die ihr eigenes Wohl und ihren eigenen Nutzen suchen. Das ist der Triumph des Individualismus. 

Eine Familie entfaltet sich jedoch nur, wenn sie geeint ist, wenn jeder bereit ist, sich für das Wohl aller zu opfern. Ein blühendes Pfarreileben funktioniert nur, wenn jeder von dem Seinen gibt, ohne sich vor den Opfern zu scheuen, die damit verbunden sind, und wo jeder mehr daran denkt, zu geben als zu nehmen. 

Eine funktionierende Gesellschaft bedarf ebenfalls eines anderen Aspektes, der eng mit der Idee des Gemeinwohls verbunden ist: das Vertrauen in unseren Nächsten. Wenn es auch immer vertrauensunwürdige Personen gibt, so stützt sich die Gesellschaft trotzdem auf das gegenseitige Vertrauen. Eine Gesellschaft, in der jeder dem anderen oder den Autoritäten misstraut, geht zugrunde. Das ist die Situation, die sich aus der gegenwärtigen Pandemiekrise herauszukristallisieren droht. Die neuen Medien erzeugen und schüren ein allgemeines Misstrauen, das zur Quelle der Verwirrung wird. Wie soll man leben, wenn man plötzlich denkt, dass der Arzt eine Gefahr für uns ist? Darf man in dieser Pandemie­krise sein Vertrauen noch in einen Priester setzen, der uns trotz allem die Gnade vermittelt und uns zum Guten bewegt?

Der heilige Thomas von Aquin erteilte seinen Novizen eine lehrreiche Lektion, als diese ihm zum Scherz erzählten, dass sie einen fliegenden Ochsen sähen. Trotz dem Gelächter seiner Mitbrüder eilte er ans Fenster und erklärte: „Ich glaube lieber an einen fliegenden Ochsen als dass ein Mönch lügt.“ Über diese Anekdote hinaus und den wohlgemeinten Scherz, der uns zum Schmunzeln bringt, gibt uns der heilige Thomas eine herrliche Lektion über das Vertrauen in unseren Nächsten. 

Dieses Vertrauen muss begründet sein. Wir leben in einer Gesellschaft, wo man sich leicht ein gewisses Wissen oder besser gesagt, eine Überfülle an Informatio­nen aneignen kann. Leicht gewinnt man den Eindruck, alles zu wissen. Haben wir schon einmal darüber nachgedacht, wie wir das Internet und die sozialen Netzwerke nutzen? Wie viele Personen schenken heutzutage ihr völliges Vertrauen einem berühmten Unbekannten, der vor laufender Kamera sein Bestes gibt …, während sie die Gutgläubigkeit und Treue derjenigen, die ihnen während des ganzen Jahres hindurch helfen, in Zweifel ziehen? 

Wie leicht verfällt man darauf, Fachbereiche und Kompe­tenzen durcheinanderzubringen. Weil man sich einen Wissenschaftler auf YouTube angehört hat, ist man nicht selbst ein Wissenschaftler; weil man den Bericht eines Arztes gelesen hat, ist man nicht selbst Arzt. „Jeder übe sich in der Kunst, die er erlernt hat!“ Das ist die immer aktuelle Lektion, die uns ein Cicero erteilt. Das Internet gibt uns den Eindruck, alles zu wissen, während uns die Demut eines Sokrates mehr Not tut, der meinte: „Ich weiss, dass ich nichts weiss.“

Der Schuster bleibe bei seinen Leisten. Darum soll man den kompetenten Personen sein Vertrauen schenken. Ein Priester als solcher ist weder Arzt noch Psychologe noch Krisenmanager. Unsere Kompetenz liegt im geistlichen Bereich – das sind die Seelen. Natürlich kommt es vor, dass wir den Leuten in den verschiedensten Bereichen helfen, aber das ist nicht unsere eigentliche Aufgabe. Es ist zwecklos, wenn man von einem Priester erwartet, dass er auf alles eine Antwort weiss; es wäre gefährlich, wenn er sich um die geringsten Kleinigkeiten des Lebens eines Gläubigen kümmern würde! Das gilt auch für die Gläubigen: Jeder besitzt seine ihm eigenen Kompetenzen.

Die gute Ordnung besteht gerade darin, dass jeder an seinem Platz bleibt. Ich glaube, dass die durch die gesundheitliche Lage und Impfungen aufgeworfenen Probleme friedlicher gelöst werden könnten, wenn wir dieses Prinzip anwenden würden. Platon sagte, dass der Niedergang dort beginnt, wo der Schuster und der Bäcker die Arbeit des anderen ausführen. Es gibt nichts Neues unter der Sonne, auch in Zeiten von Corona!  

Im Grunde genommen sollten all diese verschiedenen Probleme von jemanden gelöst werden, der dazu befähigt ist, Ordnung in die Gesellschaft zu bringen – und das ist die Autorität! Die Autorität ist wie der Zement, auf dem sich eine solide Gesellschaft aufbauen lässt. Sie strebt nach dem Gemeinwohl und richtet alle ihre Aktivitäten auf diesen Zweck hin. Gewiss muss sie sich an die eigenen Grenzen halten; und man muss ihr den Gehorsam verweigern, wenn sie sich gegen das Gute wenden oder sich ausserhalb ihres Kompetenzbereiches aufhalten würde. Aber es gibt viele Vorgaben der Vorsicht, wo man ihr gehorchen und sie dementsprechend unterstützen muss. Im Gegenzug wird sie uns in der aktiven Suche nach dem Allgemeinwohl unterstützen.

Wenn wir gerade von der Autorität sprechen, so müssen wir oft feststellen, dass sie nicht immer auf der Höhe ihrer Aufgabe steht. Leicht lassen wir dann unsere Kritik über sie hergehen und stempeln sie als inkompetent ab. Vergessen wir nicht, dass der Träger einer Autorität nicht unbedingt die intelligenteste oder heiligste Person sein muss. Die Heilige Familie gibt uns hierin ein herrliches Beispiel, (auch wenn wir gerne die Heiligkeit und Intelligenz eines heiligen Josefs besässen …).

Das Problem dieser Krisenzeiten steckt sicher auch darin, dass wir Mängel vonseiten der Autoritäten bemerken und uns schliesslich dazu verleiten lassen, jegliche Autorität über den Haufen zu werfen. Wir dürfen unsere eigenen Stützpfeiler nicht zerstören: die Familie, die kleine Welt der Tradition. Wir müssen das Vertrauen zu unseren Mitmenschen wieder zu Ehren kommen lassen. Es ist traurig – und ich muss es leider in aller Offenheit sagen: Welche Persönlichkeit, welcher Priester, welcher Lehrer, ja, sogar welche Eltern dürfen noch etwas sagen, ohne dass der Angesprochene als ersten Reflex zuerst alles einmal in Frage stellt? 

Liebe Gläubige der Schweiz, wir haben wirklich seit Jahren alles daran gesetzt, um unsere Arbeit gut zu verrichten und das Werk, das andere begonnen haben, fortzusetzen. Deshalb wollen wir trotz aller Prüfungen, die wir durchmachen – und vielleicht sogar dank ihrer – unsere Bereitschaft für das Interesse des Allgemeinwohls verstärken. Arbeiten wir daran, mit Klugheit unser Vertrauen den Mitmenschen zu schenken und die Autoritäten, welche sich bemühen, die Gesellschaft zu ihrem Ziel zu führen, zu unterstützen.