Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
Es sind Worte Jesu Christi selbst zu seinen Jüngern: „Ruht euch ein bisschen aus“ (vgl. Mk 6,31).
Im traditionellen Ferienmonat August sei hier einmal an die Wichtigkeit von Ruhe und Erholung erinnert, nicht im zeitgeistigen Sinne, sondern im echt katholischen Sinne. Der Sonntag als Ruhetag, die Feiertage als Ruhetage, dann auch die wohlverdienten Ferienzeiten: sie sind eine Notwendigkeit für Seele und Leib, welche im Alltag beinahe nur Hektik kennen. Es glitzern in unseren ständig überreizten Köpfen Bilder, Träume, Vorstellungen, die das Herz galoppieren lassen und Emotionen und Leidenschaften, die die Seele mehr und mehr leiden lassen, aber auch den Leib strapazieren. Wir brauchen nur Stille und Schweigen: die besten Medikamente oder Therapien für unsere Hauptkrankheit! Auch die Apostel, die Jünger des Herrn, die Prediger und die Pfleger der weltlichen Plagen und Leiden, die überbeschäftigten Helfer aller Art und Bestgesinnten müssen einmal anhalten, Luft schnuppern, zur Ruhe kommen und Geborgenheit erfahren, Frieden und auch echten, guten Spaß, sowie eine tiefe Fröhlichkeit erleben.
Ruhe und Erholung bei Gott finden – Sammlung pflegen
Jesus verausgabt sich ganz, aber Er entfernt sich von Zeit zu Zeit und sucht auf einem Berg oder in einer Wüste Einsamkeit, um mit Seinem Vater allein zu sein und für die Menschen zu beten. Denn das Gebet ist die größte Tat. Unsere wahre Ruhe, unsere echte Erholung kann kein Mensch durch bloßen Abstand, durch Isolierung oder einfach Faulenzen oder Versenkung in das eigene Ich erreichen. Da Gott allein unser Lebensquell ist, Grund unseres Grundes, werde ich mich bei Ihm allein ausruhen und Zeit und Leben tanken können.
Nicht die Einsamkeit einer egoistischen und betörenden Nabelschau, sondern die Zweisamkeit der Liebe kann mich beleben, stärken, ermuntern, beflügeln. Daher das Wort des Herrn zu den ermüdeten Jüngern: “Kommt mit!” Das ist das Wichtigste: „Kommt mit an einen abgelegenen Ort, wo wir allein sind, und ruht euch ein bisschen aus!“
Auch wenn wir also von Ihm hinausgesandt sind, auch wenn wir unsere eigenste Aufgabe erfüllen, Zeit und Kraft dem Nächsten widmen, der Familie, den Freunden, uns aufopfern im Beruf, so müssen wir alle die Sammlung pflegen, zurück zum Meister, zu Jesus Christus selbst kommen, Sein Antlitz betrachten, Weisheit aus Seinem Mund direkt hören, Seinen Blick über uns wahrnehmen und vom Blitz Seiner Liebe entflammt werden. Arbeiter Seines Weinberges, die keine Zeit finden, auch Jesus persönlich zu begegnen, Priester oder Laien, die großzügig den eigenen Auftrag in der Kirche und in der Welt erfüllen, aber nicht beten, werden eines Tages nicht nur ausgelaugt, sondern verwirrt sein, sie werden den Sinn so großer Tätigkeit nicht mehr erkennen und sogar der eigenen Berufung den Rücken zuwenden. Ein Schritt weiter und sie werden Verräter, seichte Abtrünnige.
Und wenn es mit der Erholung nicht so ganz funktioniert?
Das Evangelium berichtet etwas Seltsames, aber nicht Unübliches: wer sich wie Jesus und Seine Jünger dem Nächsten ohne Ausnahme widmet, muss damit rechnen, dass er die ersehnte Ruhe, diese notwendige Ruhe, nicht immer finden kann. Die Bedürftigen holen ihn aus Heim und Amt, er muss zur Verfügung stehen, Geist und Taschen offen haben für jeden Bittsteller. Die Notleidenden machen, wie die Menschen des Evangeliums, schnell eine Rundfahrt und erwarten uns am Ufer. Eine doch lebenswichtige Flucht in die Einsamkeit, aber schon ist es aus, und man wird wieder in Beschlag genommen.
Nicht klagen, sondern mit Gott verbunden sein!
Klagen wir nicht und denken wir: Christus lebt in mir und Er wird, wie vor 2000 Jahren, immer total in Anspruch genommen und schließlich doch wie ein Verbrecher hingerichtet, aber Er ist immer mit dem Willen und dem Herzen des Vaters innig verbunden. Wo aber erkenne ich die Grenze zwischen Weisheit und Torheit der Liebe? Ich weiß es nicht und werde es wahrscheinlich nie wissen, aber mit Paulus sollten wir alle sagen: Ich will nichts anderes wissen als Jesus Christus und zwar den Gekreuzigten, höchste Weisheit, die bei den Menschen höchste Torheit ist. Allein mit Christus zusammen finden wir die beglückende Umarmung von Weisheit und Torheit und damit auch den Mut und Schwung, schlichtweg die Fähigkeit zur Liebe!
Sonntagsheiligung: Da gehört auch die Ruhe dazu!
Mein Beichtvater als Gymnasiast sagte mir einmal sehr klar, dass es zwar erlaubt ist, am Sonntag zu studieren, aber es ist nicht ideal; es ist besser, den Sonntag hundertprozentig als Sonntag zu leben! Der hl. Thomas von Aquin betont etwa in seinem Opusculum 4 über die Gebote, dass der Sonntag auch zur Ausübung von Liebeswerken gegen die Untergebenen dient, „besonders auch, damit wir ihnen die nötige Ruhe und Erholung gönnen. Denn manche sind so gewinnsüchtig, dass sie, grausam gegen sich selbst und gegen die Ihrigen, unaufhörlich arbeiten und sich abmühen würden, wenn dieses Gebot der Sabbatheiligung nicht bestände.“ Helfen wir uns gegenseitig in der Familie, auch in den geistlichen Häusern, die Ruhe und Erholung am Sonntag gut zu leben. Dazu ist es natürlich nötig, gut zu planen, die Ordnung einzuhalten. Die Disziplin der Sonntagsheiligung wird eine große Ausstrahlung auf unseren Alltag haben, der ja nach dem Willen Gottes dann wirklich Werktag ist.
Tugend der Geselligkeit
Die Tugend der Geselligkeit verlangt, gemäß dem hl. Kirchenlehrer Franz von Sales, dass man zu heiligem, maßvollem Frohsinn seinen Teil beiträgt und sich an der Erholung und an den zwanglosen Unterhaltungen, die unseren Mitmenschen Freude und Entspannung geben, gerne beteiligt. „Wir dürfen also den anderen nicht lästig fallen, weil wir dabei düster oder verdrießlich dreinschauen oder uns weigern, in der Erholungszeit fröhlich mitzutun; auch nicht wie Pedanten alles austüfteln und jedes Wort hundertmal im Mund herumdrehen, damit es ja genügend überlegt sei und nicht am Ende angefochten werden könnte.“ (hl. Franz von Sales, Weisungen an die Schwestern der Heimsuchung)
Natur und Kultur – Unsere wunderschöne Heimat
Genießen wir die schöne Natur unseres Landes, betrachten wir die wunderbare Schöpfung Gottes. Liebe Eltern, trachten Sie danach, dass Sie mit den Kindern oft in der Natur draußen sind. Lernen Sie wieder den Wald kennen, gehen Sie wandern, treiben Sie mäßig und besonnen auch Sport. Das tut auch Ihrer Seele gut.
Österreich und die anderen Länder unseres Distrikts, der alten Donaumonarchie, sind Länder der Kultur. Besuchen wir die zahlreichen schönen Stifte, Kirchen, Klöster, die Schlösser und Burgen unseres Landes, interessieren wir uns für unsere Heimat, für unsere große Geschichte. Hier stehen auch die Eltern in einer schweren Pflicht, Gutes an die Kinder weiterzugeben. Gute Museen, gute Musik und Literatur sollen die Kinder wirklich prägen.
Schließlich kann man hier noch mit einer Reihe von traditionell katholischen Werten und Tugenden die Erholung wirklich fördern: Die Gastfreundschaft, die gute katholische Tischkultur beim Essen (immer ein schönes Tischtuch und Geschirr, wir sind ja nicht in der Kaserne!), die Pflege der Freundschaften, die Höflichkeit und Herzlichkeit, all das gehört zu einem echten katholischen Leben, einer echten katholischen Kultur dazu. Verbannen wir Zeitgeist und krank machende Hässlichkeit aus unserem Leben! Armut war hier für Katholiken nie eine Ausrede! Verbannen wir alles Krankmachende einer kulturmarxistischen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts so gut es geht aus unserem Leben. Auch das bewirkt eine wahre Erholung, die wir brauchen, um dann wieder den guten Kampf zu kämpfen, wie es sich für einen echten Christen geziemt.
Mit meinem priesterlichen Segen,
Jaidhof, am 1. August 2023
Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
Es sind Worte Jesu Christi selbst zu seinen Jüngern: „Ruht euch ein bisschen aus“ (vgl. Mk 6,31).
Im traditionellen Ferienmonat August sei hier einmal an die Wichtigkeit von Ruhe und Erholung erinnert, nicht im zeitgeistigen Sinne, sondern im echt katholischen Sinne. Der Sonntag als Ruhetag, die Feiertage als Ruhetage, dann auch die wohlverdienten Ferienzeiten: sie sind eine Notwendigkeit für Seele und Leib, welche im Alltag beinahe nur Hektik kennen. Es glitzern in unseren ständig überreizten Köpfen Bilder, Träume, Vorstellungen, die das Herz galoppieren lassen und Emotionen und Leidenschaften, die die Seele mehr und mehr leiden lassen, aber auch den Leib strapazieren. Wir brauchen nur Stille und Schweigen: die besten Medikamente oder Therapien für unsere Hauptkrankheit! Auch die Apostel, die Jünger des Herrn, die Prediger und die Pfleger der weltlichen Plagen und Leiden, die überbeschäftigten Helfer aller Art und Bestgesinnten müssen einmal anhalten, Luft schnuppern, zur Ruhe kommen und Geborgenheit erfahren, Frieden und auch echten, guten Spaß, sowie eine tiefe Fröhlichkeit erleben.
Ruhe und Erholung bei Gott finden – Sammlung pflegen
Jesus verausgabt sich ganz, aber Er entfernt sich von Zeit zu Zeit und sucht auf einem Berg oder in einer Wüste Einsamkeit, um mit Seinem Vater allein zu sein und für die Menschen zu beten. Denn das Gebet ist die größte Tat. Unsere wahre Ruhe, unsere echte Erholung kann kein Mensch durch bloßen Abstand, durch Isolierung oder einfach Faulenzen oder Versenkung in das eigene Ich erreichen. Da Gott allein unser Lebensquell ist, Grund unseres Grundes, werde ich mich bei Ihm allein ausruhen und Zeit und Leben tanken können.
Nicht die Einsamkeit einer egoistischen und betörenden Nabelschau, sondern die Zweisamkeit der Liebe kann mich beleben, stärken, ermuntern, beflügeln. Daher das Wort des Herrn zu den ermüdeten Jüngern: “Kommt mit!” Das ist das Wichtigste: „Kommt mit an einen abgelegenen Ort, wo wir allein sind, und ruht euch ein bisschen aus!“
Auch wenn wir also von Ihm hinausgesandt sind, auch wenn wir unsere eigenste Aufgabe erfüllen, Zeit und Kraft dem Nächsten widmen, der Familie, den Freunden, uns aufopfern im Beruf, so müssen wir alle die Sammlung pflegen, zurück zum Meister, zu Jesus Christus selbst kommen, Sein Antlitz betrachten, Weisheit aus Seinem Mund direkt hören, Seinen Blick über uns wahrnehmen und vom Blitz Seiner Liebe entflammt werden. Arbeiter Seines Weinberges, die keine Zeit finden, auch Jesus persönlich zu begegnen, Priester oder Laien, die großzügig den eigenen Auftrag in der Kirche und in der Welt erfüllen, aber nicht beten, werden eines Tages nicht nur ausgelaugt, sondern verwirrt sein, sie werden den Sinn so großer Tätigkeit nicht mehr erkennen und sogar der eigenen Berufung den Rücken zuwenden. Ein Schritt weiter und sie werden Verräter, seichte Abtrünnige.
Und wenn es mit der Erholung nicht so ganz funktioniert?
Das Evangelium berichtet etwas Seltsames, aber nicht Unübliches: wer sich wie Jesus und Seine Jünger dem Nächsten ohne Ausnahme widmet, muss damit rechnen, dass er die ersehnte Ruhe, diese notwendige Ruhe, nicht immer finden kann. Die Bedürftigen holen ihn aus Heim und Amt, er muss zur Verfügung stehen, Geist und Taschen offen haben für jeden Bittsteller. Die Notleidenden machen, wie die Menschen des Evangeliums, schnell eine Rundfahrt und erwarten uns am Ufer. Eine doch lebenswichtige Flucht in die Einsamkeit, aber schon ist es aus, und man wird wieder in Beschlag genommen.
Nicht klagen, sondern mit Gott verbunden sein!
Klagen wir nicht und denken wir: Christus lebt in mir und Er wird, wie vor 2000 Jahren, immer total in Anspruch genommen und schließlich doch wie ein Verbrecher hingerichtet, aber Er ist immer mit dem Willen und dem Herzen des Vaters innig verbunden. Wo aber erkenne ich die Grenze zwischen Weisheit und Torheit der Liebe? Ich weiß es nicht und werde es wahrscheinlich nie wissen, aber mit Paulus sollten wir alle sagen: Ich will nichts anderes wissen als Jesus Christus und zwar den Gekreuzigten, höchste Weisheit, die bei den Menschen höchste Torheit ist. Allein mit Christus zusammen finden wir die beglückende Umarmung von Weisheit und Torheit und damit auch den Mut und Schwung, schlichtweg die Fähigkeit zur Liebe!
Sonntagsheiligung: Da gehört auch die Ruhe dazu!
Mein Beichtvater als Gymnasiast sagte mir einmal sehr klar, dass es zwar erlaubt ist, am Sonntag zu studieren, aber es ist nicht ideal; es ist besser, den Sonntag hundertprozentig als Sonntag zu leben! Der hl. Thomas von Aquin betont etwa in seinem Opusculum 4 über die Gebote, dass der Sonntag auch zur Ausübung von Liebeswerken gegen die Untergebenen dient, „besonders auch, damit wir ihnen die nötige Ruhe und Erholung gönnen. Denn manche sind so gewinnsüchtig, dass sie, grausam gegen sich selbst und gegen die Ihrigen, unaufhörlich arbeiten und sich abmühen würden, wenn dieses Gebot der Sabbatheiligung nicht bestände.“ Helfen wir uns gegenseitig in der Familie, auch in den geistlichen Häusern, die Ruhe und Erholung am Sonntag gut zu leben. Dazu ist es natürlich nötig, gut zu planen, die Ordnung einzuhalten. Die Disziplin der Sonntagsheiligung wird eine große Ausstrahlung auf unseren Alltag haben, der ja nach dem Willen Gottes dann wirklich Werktag ist.
Tugend der Geselligkeit
Die Tugend der Geselligkeit verlangt, gemäß dem hl. Kirchenlehrer Franz von Sales, dass man zu heiligem, maßvollem Frohsinn seinen Teil beiträgt und sich an der Erholung und an den zwanglosen Unterhaltungen, die unseren Mitmenschen Freude und Entspannung geben, gerne beteiligt. „Wir dürfen also den anderen nicht lästig fallen, weil wir dabei düster oder verdrießlich dreinschauen oder uns weigern, in der Erholungszeit fröhlich mitzutun; auch nicht wie Pedanten alles austüfteln und jedes Wort hundertmal im Mund herumdrehen, damit es ja genügend überlegt sei und nicht am Ende angefochten werden könnte.“ (hl. Franz von Sales, Weisungen an die Schwestern der Heimsuchung)
Natur und Kultur – Unsere wunderschöne Heimat
Genießen wir die schöne Natur unseres Landes, betrachten wir die wunderbare Schöpfung Gottes. Liebe Eltern, trachten Sie danach, dass Sie mit den Kindern oft in der Natur draußen sind. Lernen Sie wieder den Wald kennen, gehen Sie wandern, treiben Sie mäßig und besonnen auch Sport. Das tut auch Ihrer Seele gut.
Österreich und die anderen Länder unseres Distrikts, der alten Donaumonarchie, sind Länder der Kultur. Besuchen wir die zahlreichen schönen Stifte, Kirchen, Klöster, die Schlösser und Burgen unseres Landes, interessieren wir uns für unsere Heimat, für unsere große Geschichte. Hier stehen auch die Eltern in einer schweren Pflicht, Gutes an die Kinder weiterzugeben. Gute Museen, gute Musik und Literatur sollen die Kinder wirklich prägen.
Schließlich kann man hier noch mit einer Reihe von traditionell katholischen Werten und Tugenden die Erholung wirklich fördern: Die Gastfreundschaft, die gute katholische Tischkultur beim Essen (immer ein schönes Tischtuch und Geschirr, wir sind ja nicht in der Kaserne!), die Pflege der Freundschaften, die Höflichkeit und Herzlichkeit, all das gehört zu einem echten katholischen Leben, einer echten katholischen Kultur dazu. Verbannen wir Zeitgeist und krank machende Hässlichkeit aus unserem Leben! Armut war hier für Katholiken nie eine Ausrede! Verbannen wir alles Krankmachende einer kulturmarxistischen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts so gut es geht aus unserem Leben. Auch das bewirkt eine wahre Erholung, die wir brauchen, um dann wieder den guten Kampf zu kämpfen, wie es sich für einen echten Christen geziemt.
Mit meinem priesterlichen Segen,
Jaidhof, am 1. August 2023