Vorwort des Distriktoberen

Wir werfen uns manchmal vor, dass es uns an Glauben oder Geist des Glaubens mangelt. Oftmals bedauern wir, nicht genug Liebe aufzubringen, sei es gegenüber Gott oder gegenüber dem Nächsten. Allerdings denken wir nur selten daran, uns über unsere Hoffnung Gedanken zu machen, und dies ist sehr bedauernswert, da sie allzu oft vernachlässigt wird.

Um dem entgegenzuwirken, gibt es nichts Besseres als die Adventszeit, die Zeit der Hoffnung per se, eine Zeit, in der wir jener Jahrhunderte gedenken, in denen die Gerechten des Alten Testaments auf das Kommen des Messias warteten, eine Zeit, die uns schliesslich auf die Geburt des Erlösers vorbereitet, ebenso wie die Hoffnung unsere Geburt im Himmel anbahnt!

Die Liturgie des Advents geht gar so weit, dass sie uns diese Tugend zu erlangen wünscht, wie wir dies am zweiten Sonntag mit dem schönen Brief des heiligen Paulus an die Römer (15,13) sehen: „Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude, damit ihr reich werdet an Hoffnung“. Wenn der Völkerapostel uns den Wunsch vermittelt, reich an Hoffnung zu werden, dann bedeutet es, dass wir tatsächlich arm daran sind. 

Oft haben wir eine sehr schlechte Vorstellung davon, was Hoffnung ist, und sehen sie als eine Art Mittelwert mit einer mehr oder weniger grossen Wahrscheinlichkeit, dass wir gerettet werden und in den Himmel gelangen... Jedoch ist die Hoffnung keine Vorhersage. Entgegen der allgemeinen Vorstellung, die man sich macht, bedeutet Hoffnung nicht, die Zukunft zu erforschen, eine Vorhersage zu machen, deren Ergebnis zu einer mehr oder weniger starken Heilshoffnung führt! Sie ist ebenso wenig ein Sprung ins Unbekannte, der uns dazu veranlasst, über unsere ewige Zukunft zu sagen: Wir werden es dann schon sehen! Nein, solche Berechnungen oder Waghalsigkeit haben nichts mit der christlichen Hoffnung gemeinsam, denn das Ziel unserer Hoffnung ist Gott, der Besitz Gottes, und als solcher lässt sich Gott weder messen noch vergleichen. Die Hoffnung ist daher etwas ganz anderes als solche sehr menschliche Berechnungen und Schätzungen, vielmehr ist sie die vollständige und uneingeschränkte Gewissheit, dass Gott seine Gnade in dieser Welt und das ewige Glück im Jenseits schenkt, solange wir ihm treu bleiben.

So viel zu dem, was die Hoffnung nicht ist. Allerdings gibt es noch das, was die Hoffnung sein könnte... Denn manchmal ertappt man sich bei dem Gedanken, dass es doch ganz schön praktisch wäre, wenn Gott uns die Zukunft enthüllen oder die Hoffnung uns die Zukunft offenbaren würde! In Wahrheit löst sie bei uns eher das gegenteilige Gefühl aus: Wie gut Gott doch ist, dass er uns die Zukunft verborgen hat! Denn wenn wir die Summe der uns im Laufe unseres Lebens bevorstehenden Schwierigkeiten kennen würden, so liesse uns dieser Gedanke sicherlich vor Angst zurückschrecken oder würde uns sogar am Weitermachen hindern. Folglich fordert uns das die Zukunft umhüllende Geheimnis dazu auf, uns Gott vollkommen hinzugeben und nicht uns selbst: Er ist der Herr über alles!

Bedeutet dies, dass wir alles loslassen sollen, unter dem Vorwand, dass alles in Gottes Hand liegt? Nein, denn das würde bedeuten, dass wir diese schöne Tugend der Hoffnung missverstehen, da sie die Unvorsichtigkeit ebenso bekämpft wie die übermässige Sorge. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Zukunft im Auge behalten, und gleichzeitig heute so handeln, dass wir nach bestem Wissen und Gewissen unserer Standespflicht nachkommen.

Mangelnde Voraussicht ist ein Fehlverhalten, da man der Gegenwart die Zukunft opfert. Übermässige Sorge ist jedoch nicht besser, da sie die Gegenwart der Zukunft opfert. Gott möchte, dass wir uns auf die Zukunft vorbereiten und alle gegenwärtigen Kräfte in sie investieren, zugleich fordert er uns aber auch auf, uns keine Sorgen darum zu machen: „Sorgt euch also nicht um morgen!“ (Mt 6,34)

Zudem ist die zu grosse Sorge in der Regel eine Täuschung. Man denkt sich eine mögliche Zukunft aus und stellt sich in der Gegenwart Probleme vor, die es gar nicht gibt. Man leidet bereits unter ihnen, als wären sie schon da, man lebt in einer Illusion und vergisst das weise Wort des Evangeliums: „Jedem Tag seine Sorgen!“ Die Besorgnis darüber hinaus zermürbt uns: Sie beseitigt nicht das Unheil, das wir für die Zukunft befürchten, sondern vergrössert im Gegenteil die damit einhergehenden Schwierigkeiten. Eigentlich versucht diese Besorgnis, die Zukunft zu beherrschen, alles vorwegzunehmen, alles zu planen, was allerdings bedeutet, dass man sich Gottes Platz anmasst, der sich übrigens häufig darum bemüht, uns dies zu verstehen zu geben. Die beste Zukunftsvorbereitung oder besser gesagt die am gründlichsten angewandte Hoffnung besteht darin, heute gut und in vollkommener Übereinstimmung mit Gottes Willen zu handeln: Unser tägliches Brot gib uns heute!

Daher lehrt uns die Hoffnung Folgendes: Sie beruht nicht auf der unmöglichen Sicherheit von morgen, sondern bietet uns im Gegenteil Frieden in der alltäglichen Unsicherheit. Denn heute ist der Tag, an dem wir hoffen, ohne zu wissen, was die Zukunft für uns bereithält, heute ist der Tag, an dem wir Gott vollkommen vertrauen. Und unsere Sicherheit liegt in dieser Gewissheit, einen Gott zu haben, der uns liebt und es gut mit uns meint!

An diesem himmlischen Glück, das sie uns in Aussicht stellt, und an den Gnaden, die Gott uns jeden Augenblick unseres Lebens gewährt, um es zu erlangen, lässt uns die Hoffnung keine Sekunde lang zweifeln. Und je mehr wir diese Tugend innehaben, desto mehr ist unsere Seele auf Gott ausgerichtet. Wir stützen uns ausschliesslich auf die Allmacht Gottes, und unser gesamtes Vertrauen liegt in ihm.

So sehr unser Glaube trotz der Dunkelheit und ungeachtet der Schwierigkeiten uneingeschränkt in Gott verankert sein soll, so sehr unsere Nächstenliebe dieser so grossen Liebe Gottes zu uns gerecht werden soll, so sehr festigt die Hoffnung folgende Überzeugung tief in unserem Herzen: Dieser Gott, an den wir glauben, dieser Gott, der uns liebt und den wir lieben, dieser Gott hat uns heute seine Hilfe und nach unserem Tod die Glückseligkeit des Himmels versprochen, solange wir ihm treu bleiben.

Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Charles Péguy diese Gedanken in wenigen Worten zusammenfassen zu lassen: „Ich mag niemanden, so spricht Gott, der auf morgen spekuliert, ich mag niemanden, der besser weiss als ich, was ich tun werde. Denkt an morgen, doch sage ich euch nicht, dass ihr das Morgen berechnen sollt. Seid ihr bloss nicht der Unglückliche, der sich im Bett wälzt und sich zu Tode quält, weil er wissen will, wie der morgige Tag sein wird. Wisset nur, dass dieses Morgen, von dem man immer spricht, der Tag ist, der kommen wird, und dass er wie die anderen unter meinem Gebot stehen wird“ (Das Geheimnis der unschuldigen Kinder).

Die Hoffnung ist demnach die Tugend des Advents, denn jeder einzelne Tag dieser Zeit bereitet uns auf unsere Geburt im Himmel vor, indem wir Schritt für Schritt dem Gotteskind bei seiner Ankunft auf dieser Erde folgen. Die heilige Jungfrau Maria war eine Frau der Hoffnung, denn sie liess sich gehorsam von demjenigen führen, den sie in einer Krippe zur Welt bringen sollte. Beten wir somit, dass sie uns diese gleiche Fügsamkeit gegenüber Gottes Willen und diese unermüdliche Hoffnung auf den schenkt, der uns seine Gnade in dieser Welt und die ewige Glückseligkeit im Jenseits gewährt. 

Vorwort des Distriktoberen

Wir werfen uns manchmal vor, dass es uns an Glauben oder Geist des Glaubens mangelt. Oftmals bedauern wir, nicht genug Liebe aufzubringen, sei es gegenüber Gott oder gegenüber dem Nächsten. Allerdings denken wir nur selten daran, uns über unsere Hoffnung Gedanken zu machen, und dies ist sehr bedauernswert, da sie allzu oft vernachlässigt wird.

Um dem entgegenzuwirken, gibt es nichts Besseres als die Adventszeit, die Zeit der Hoffnung per se, eine Zeit, in der wir jener Jahrhunderte gedenken, in denen die Gerechten des Alten Testaments auf das Kommen des Messias warteten, eine Zeit, die uns schliesslich auf die Geburt des Erlösers vorbereitet, ebenso wie die Hoffnung unsere Geburt im Himmel anbahnt!

Die Liturgie des Advents geht gar so weit, dass sie uns diese Tugend zu erlangen wünscht, wie wir dies am zweiten Sonntag mit dem schönen Brief des heiligen Paulus an die Römer (15,13) sehen: „Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude, damit ihr reich werdet an Hoffnung“. Wenn der Völkerapostel uns den Wunsch vermittelt, reich an Hoffnung zu werden, dann bedeutet es, dass wir tatsächlich arm daran sind. 

Oft haben wir eine sehr schlechte Vorstellung davon, was Hoffnung ist, und sehen sie als eine Art Mittelwert mit einer mehr oder weniger grossen Wahrscheinlichkeit, dass wir gerettet werden und in den Himmel gelangen... Jedoch ist die Hoffnung keine Vorhersage. Entgegen der allgemeinen Vorstellung, die man sich macht, bedeutet Hoffnung nicht, die Zukunft zu erforschen, eine Vorhersage zu machen, deren Ergebnis zu einer mehr oder weniger starken Heilshoffnung führt! Sie ist ebenso wenig ein Sprung ins Unbekannte, der uns dazu veranlasst, über unsere ewige Zukunft zu sagen: Wir werden es dann schon sehen! Nein, solche Berechnungen oder Waghalsigkeit haben nichts mit der christlichen Hoffnung gemeinsam, denn das Ziel unserer Hoffnung ist Gott, der Besitz Gottes, und als solcher lässt sich Gott weder messen noch vergleichen. Die Hoffnung ist daher etwas ganz anderes als solche sehr menschliche Berechnungen und Schätzungen, vielmehr ist sie die vollständige und uneingeschränkte Gewissheit, dass Gott seine Gnade in dieser Welt und das ewige Glück im Jenseits schenkt, solange wir ihm treu bleiben.

So viel zu dem, was die Hoffnung nicht ist. Allerdings gibt es noch das, was die Hoffnung sein könnte... Denn manchmal ertappt man sich bei dem Gedanken, dass es doch ganz schön praktisch wäre, wenn Gott uns die Zukunft enthüllen oder die Hoffnung uns die Zukunft offenbaren würde! In Wahrheit löst sie bei uns eher das gegenteilige Gefühl aus: Wie gut Gott doch ist, dass er uns die Zukunft verborgen hat! Denn wenn wir die Summe der uns im Laufe unseres Lebens bevorstehenden Schwierigkeiten kennen würden, so liesse uns dieser Gedanke sicherlich vor Angst zurückschrecken oder würde uns sogar am Weitermachen hindern. Folglich fordert uns das die Zukunft umhüllende Geheimnis dazu auf, uns Gott vollkommen hinzugeben und nicht uns selbst: Er ist der Herr über alles!

Bedeutet dies, dass wir alles loslassen sollen, unter dem Vorwand, dass alles in Gottes Hand liegt? Nein, denn das würde bedeuten, dass wir diese schöne Tugend der Hoffnung missverstehen, da sie die Unvorsichtigkeit ebenso bekämpft wie die übermässige Sorge. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Zukunft im Auge behalten, und gleichzeitig heute so handeln, dass wir nach bestem Wissen und Gewissen unserer Standespflicht nachkommen.

Mangelnde Voraussicht ist ein Fehlverhalten, da man der Gegenwart die Zukunft opfert. Übermässige Sorge ist jedoch nicht besser, da sie die Gegenwart der Zukunft opfert. Gott möchte, dass wir uns auf die Zukunft vorbereiten und alle gegenwärtigen Kräfte in sie investieren, zugleich fordert er uns aber auch auf, uns keine Sorgen darum zu machen: „Sorgt euch also nicht um morgen!“ (Mt 6,34)

Zudem ist die zu grosse Sorge in der Regel eine Täuschung. Man denkt sich eine mögliche Zukunft aus und stellt sich in der Gegenwart Probleme vor, die es gar nicht gibt. Man leidet bereits unter ihnen, als wären sie schon da, man lebt in einer Illusion und vergisst das weise Wort des Evangeliums: „Jedem Tag seine Sorgen!“ Die Besorgnis darüber hinaus zermürbt uns: Sie beseitigt nicht das Unheil, das wir für die Zukunft befürchten, sondern vergrössert im Gegenteil die damit einhergehenden Schwierigkeiten. Eigentlich versucht diese Besorgnis, die Zukunft zu beherrschen, alles vorwegzunehmen, alles zu planen, was allerdings bedeutet, dass man sich Gottes Platz anmasst, der sich übrigens häufig darum bemüht, uns dies zu verstehen zu geben. Die beste Zukunftsvorbereitung oder besser gesagt die am gründlichsten angewandte Hoffnung besteht darin, heute gut und in vollkommener Übereinstimmung mit Gottes Willen zu handeln: Unser tägliches Brot gib uns heute!

Daher lehrt uns die Hoffnung Folgendes: Sie beruht nicht auf der unmöglichen Sicherheit von morgen, sondern bietet uns im Gegenteil Frieden in der alltäglichen Unsicherheit. Denn heute ist der Tag, an dem wir hoffen, ohne zu wissen, was die Zukunft für uns bereithält, heute ist der Tag, an dem wir Gott vollkommen vertrauen. Und unsere Sicherheit liegt in dieser Gewissheit, einen Gott zu haben, der uns liebt und es gut mit uns meint!

An diesem himmlischen Glück, das sie uns in Aussicht stellt, und an den Gnaden, die Gott uns jeden Augenblick unseres Lebens gewährt, um es zu erlangen, lässt uns die Hoffnung keine Sekunde lang zweifeln. Und je mehr wir diese Tugend innehaben, desto mehr ist unsere Seele auf Gott ausgerichtet. Wir stützen uns ausschliesslich auf die Allmacht Gottes, und unser gesamtes Vertrauen liegt in ihm.

So sehr unser Glaube trotz der Dunkelheit und ungeachtet der Schwierigkeiten uneingeschränkt in Gott verankert sein soll, so sehr unsere Nächstenliebe dieser so grossen Liebe Gottes zu uns gerecht werden soll, so sehr festigt die Hoffnung folgende Überzeugung tief in unserem Herzen: Dieser Gott, an den wir glauben, dieser Gott, der uns liebt und den wir lieben, dieser Gott hat uns heute seine Hilfe und nach unserem Tod die Glückseligkeit des Himmels versprochen, solange wir ihm treu bleiben.

Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Charles Péguy diese Gedanken in wenigen Worten zusammenfassen zu lassen: „Ich mag niemanden, so spricht Gott, der auf morgen spekuliert, ich mag niemanden, der besser weiss als ich, was ich tun werde. Denkt an morgen, doch sage ich euch nicht, dass ihr das Morgen berechnen sollt. Seid ihr bloss nicht der Unglückliche, der sich im Bett wälzt und sich zu Tode quält, weil er wissen will, wie der morgige Tag sein wird. Wisset nur, dass dieses Morgen, von dem man immer spricht, der Tag ist, der kommen wird, und dass er wie die anderen unter meinem Gebot stehen wird“ (Das Geheimnis der unschuldigen Kinder).

Die Hoffnung ist demnach die Tugend des Advents, denn jeder einzelne Tag dieser Zeit bereitet uns auf unsere Geburt im Himmel vor, indem wir Schritt für Schritt dem Gotteskind bei seiner Ankunft auf dieser Erde folgen. Die heilige Jungfrau Maria war eine Frau der Hoffnung, denn sie liess sich gehorsam von demjenigen führen, den sie in einer Krippe zur Welt bringen sollte. Beten wir somit, dass sie uns diese gleiche Fügsamkeit gegenüber Gottes Willen und diese unermüdliche Hoffnung auf den schenkt, der uns seine Gnade in dieser Welt und die ewige Glückseligkeit im Jenseits gewährt.