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Vorwort des Distriktoberen

Es ist ein gewagtes Unterfangen, in diesen unruhigen Zeiten ein Vorwort zu verfassen!

Zum einen wissen wir kaum, zu was wir Sie ermutigen können, ist es doch schwer, vorauszusehen, wie die Situation in einigen Wochen aussehen wird. Wir möchten Sie gerne dazu einladen, zahlreich an den schönen Zeremonien der heiligen Kartage teilzunehmen, zumal wir schon im letzten Jahr daran gehindert wurden; aber zum Zeitpunkt, an dem wir diese Zeilen schreiben, ist es ungewiss, ob es möglich sein wird, dies anbieten zu können. In jedem Fall, wir können dem Erlöser in seiner Passion nicht näher sein, als wenn wir ihm genau diese kreuzigende Ungewissheit anbieten!

Andererseits würde die politische und gesundheitliche Situation erfordern, dass wir uns mit den verschiedenen aktuellen Themen beschäftigen. Auch wenn die notwendigen Erklärungen möglichst rechtzeitig gegeben werden, gibt es viele Zweifel und Fragen. Und auch hier kann sich, je nach aktueller Entwicklung, in wenigen Wochen alles ganz ändern ...

Aber ich glaube, dass es eine Tugend gibt, die trotz dieser Schwierigkeiten und Ungewissheiten hell leuchtet: Diese Tugend ist die Beharrlichkeit. Sie zeigt uns, dass alle Ungewissheiten, die wir erleben, uns nicht entmutigen, sondern im Gegenteil dazu einladen sollten, weiter und vor allem höher zu schauen.

Der Teufel, der uns sehr gut kennt und der vor ­allem unser Bestreben kennt, Gutes zu tun, wird uns nicht immer direkt dazu anregen, Böses zu tun. Eine viel schwieriger zu vermeidende Falle ist, dass er uns oft die Vielzahl der kleinen Kämpfe vor Augen führt, die zwar alle sicherlich wichtig sind und gekämpft werden müssen, aber er tut es mit dem Ziel, uns das Wesentliche aus den Augen verlieren zu lassen: im Guten zu verharren. Denn wenn wir versuchen, mit Umsicht den besten Weg zu finden, bleibt das Schwierigste: durchzuhalten. Wie das Evangelium so schön sagt, ist dies sogar die Bedingung für unsere Rettung: „Wer ausharrt bis zum Ende, der wird gerettet werden!“

Deshalb ist die Tugend der Beharrlichkeit eine ebenso wichtige wie schwierig zu praktizierende Tugend. Wir haben diese Realität in der Fastenzeit ganz konkret erfahren. Selbst über einen begrenzten Zeitraum von vierzig Tagen haben wir gesehen, wie schwierig es ist, unsere Verpflichtungen und Vorsätze einzuhalten.

Und in diesen Zeiten der Pandemie könnten wir manchmal angesichts der Ungewissheit, welche Haltung einzunehmen oder welche Reaktion angemessen ist, geschwächt oder sogar entmutigt sein. Dann können und müssen wir noch mehr aus der Beharrlichkeit leben. Sie ist dazu da, um uns als Wegweiser in der Dunkelheit zu dienen und uns zur Glückseligkeit zu führen.

Wie der heilige Ignatius von Loyola in seiner Unterscheidung der Geister so schön sagt: In Zeiten der Not ändern wir nichts; erst wenn wir ruhig und gelassen sind, können wir in Erwägung ziehen, unseren Vorsatz und unsere Handlungsweise zu ändern.

Warum die Beharrlichkeit?

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Die Schwierigkeiten der Beharrlichkeit

Nachdem wir uns nun in Erinnerung rufen konnten, wie wichtig, aktuell und konkret diese Tugend ist, ist es vielleicht interessant zu zeigen, was die Beharrlichkeit nicht ist, oder besser gesagt, aufzuzeigen, was man ihr vorwirft.

Wie alles, was die Handlungen der Tugend und des Guten im Allgemeinen betrifft, kann Beharrlichkeit langweilig und uninteressant erscheinen. Im Guten zu verharren, treu zu bleiben, das scheint so langweilig und uninteressant. Das stammt aus einer anderen Zeit!

Tatsächlich ist es sicher keine Verschwendung, Eifer für die Beharrlichkeit aufzuwenden, ganz im Gegenteil. Die Beharrlichkeit macht die unmöglichsten Unternehmungen möglich und das ist nicht die geringste ihrer Qualitäten!

Die Gelegenheiten, die sich aufgrund der Einschränkungen durch das Coronavirus und – was uns noch näherliegt – durch die Fastenzeit ergeben, zeigen uns, dass es eine Vielzahl von Wirklichkeiten gibt, die wir anlässlich der Einschränkungen entdecken und wiederentdecken können. Die Welt möchte uns glauben machen, dass wir uns fernab von starken und neuen Sensationen langweilen, während wir im Gegenteil die wunderbare Welt der Tugenden und vor allem die Vereinigung mit Gott entdecken können, die selbst die Ewigkeit nicht ausschöpfen kann.

Ein weiterer Vorwurf, der manchmal der Beharrlichkeit gemacht wird, ist, dass sie stur sei. Auch hier gilt: Ausdauer steht nicht im Widerspruch zu Besonnenheit und Überlegung. Intelligenz muss in der Lage sein, Handlungsweisen an bestimmte Situationen anzupassen.

Es ist wahr, wie das Sprichwort sagt: „Errare humanum est, perseverare diabolicum – Irren ist menschlich, in seinem Irrtum verharren ist teuflisch.“ Aber das ist nicht die Tugend der Beharrlichkeit, es ist vielmehr die Hartnäckigkeit im Bösen. Beharrlichkeit hingegen stärkt uns gegen unsere Leidenschaften und die Schwäche unserer Natur, und sie macht nur Sinn, wenn sie auf das Gute ausgerichtet ist.

Wenn also Hartnäckigkeit nur als ein beharrliches Ringen um das Gute verstanden wird, dann ist sie ein heiliger Eigensinn: Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Himmel­reich eingehen, sondern nur wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist!

Möge Unsere Liebe Frau von den Sieben Schmerzen, die stark und beharrlich am Fusse des Kreuzes ausharrt, unser Vorbild und unsere Zuflucht sein, um in diesen schwierigen Zeiten auf dem richtigen Weg zu bleiben.

Die Beharrlichkeit ist daher eine der wichtigsten Tugenden in unruhigen Zeiten. Sie stärkt uns auf solide und nachhaltige Weise im Guten: Genau das ist es, was wir brauchen!

Sie findet sich auf die eine oder andere Weise in den verschiedenen Kardinaltugenden, den vier Tugenden, die unser menschliches Handeln zusammenfassen. Unser Durchhaltevermögen zu festigen, bedeutet also, den gesamten Rahmen unseres geistlichen Lebens zu festigen!

In der Tugend der Klugheit ist es nicht nur notwendig, Ratschläge einzuholen, zu urteilen und dann zu entscheiden, sondern es ist notwendig, dies dauernd zu tun: die getroffenen Entscheidungen zu halten und zu bewahren, so verharrt man im Guten.

Dasselbe gilt für die Gerechtigkeit: Es ist nicht so schwierig, jedem Menschen pünktlich das zurückzugeben, was wir ihm schulden, aber es ist viel komplizierter, es gewohnheits­mässig zu tun... Mit Ausdauer zu vergeben heisst, nicht nur siebenmal zu vergeben, sondern siebzigmal siebenmal, wie das Evangelium sagt, also immer.

In der Tugend der Stärke geht es zwar sicher darum zu wissen, wie man – wenn nötig auch energisch – handelt, aber man muss auch wissen, wie man dem Bösen widersteht. Vielleicht ist gerade in diesem Bereich die Stärke am deutlichsten. Nicht der brillante Schlag zählt, sondern die heldenhafte und ausdauernde Treue im täglichen Leben.

Schliesslich ist auch bei der Tugend der Mässigung Beharrlichkeit erforderlich, denn wenn man seine Seele vor den Begierden bewahren muss, muss man dies die ganze Zeit hindurch tun. Es ist sinnlos, einen Tag der Askese mit ein paar Minuten der Ausschweifung zu beenden: Es ist besser, in kleinen Schritten voranzukommen, wenn man dabei nur keine Rückschritte macht.

Die Beharrlichkeit, das Herzstück aller Tugenden

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Vorwort des Distriktoberen
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Es ist ein gewagtes Unterfangen, in diesen unruhigen Zeiten ein Vorwort zu verfassen!

Zum einen wissen wir kaum, zu was wir Sie ermutigen können, ist es doch schwer, vorauszusehen, wie die Situation in einigen Wochen aussehen wird. Wir möchten Sie gerne dazu einladen, zahlreich an den schönen Zeremonien der heiligen Kartage teilzunehmen, zumal wir schon im letzten Jahr daran gehindert wurden; aber zum Zeitpunkt, an dem wir diese Zeilen schreiben, ist es ungewiss, ob es möglich sein wird, dies anbieten zu können. In jedem Fall, wir können dem Erlöser in seiner Passion nicht näher sein, als wenn wir ihm genau diese kreuzigende Ungewissheit anbieten!

Andererseits würde die politische und gesundheitliche Situation erfordern, dass wir uns mit den verschiedenen aktuellen Themen beschäftigen. Auch wenn die notwendigen Erklärungen möglichst rechtzeitig gegeben werden, gibt es viele Zweifel und Fragen. Und auch hier kann sich, je nach aktueller Entwicklung, in wenigen Wochen alles ganz ändern ...

Aber ich glaube, dass es eine Tugend gibt, die trotz dieser Schwierigkeiten und Ungewissheiten hell leuchtet: Diese Tugend ist die Beharrlichkeit. Sie zeigt uns, dass alle Ungewissheiten, die wir erleben, uns nicht entmutigen, sondern im Gegenteil dazu einladen sollten, weiter und vor allem höher zu schauen.

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Warum die Beharrlichkeit?

Der Teufel, der uns sehr gut kennt und der vor ­allem unser Bestreben kennt, Gutes zu tun, wird uns nicht immer direkt dazu anregen, Böses zu tun. Eine viel schwieriger zu vermeidende Falle ist, dass er uns oft die Vielzahl der kleinen Kämpfe vor Augen führt, die zwar alle sicherlich wichtig sind und gekämpft werden müssen, aber er tut es mit dem Ziel, uns das Wesentliche aus den Augen verlieren zu lassen: im Guten zu verharren. Denn wenn wir versuchen, mit Umsicht den besten Weg zu finden, bleibt das Schwierigste: durchzuhalten. Wie das Evangelium so schön sagt, ist dies sogar die Bedingung für unsere Rettung: „Wer ausharrt bis zum Ende, der wird gerettet werden!“

Deshalb ist die Tugend der Beharrlichkeit eine ebenso wichtige wie schwierig zu praktizierende Tugend. Wir haben diese Realität in der Fastenzeit ganz konkret erfahren. Selbst über einen begrenzten Zeitraum von vierzig Tagen haben wir gesehen, wie schwierig es ist, unsere Verpflichtungen und Vorsätze einzuhalten.

Und in diesen Zeiten der Pandemie könnten wir manchmal angesichts der Ungewissheit, welche Haltung einzunehmen oder welche Reaktion angemessen ist, geschwächt oder sogar entmutigt sein. Dann können und müssen wir noch mehr aus der Beharrlichkeit leben. Sie ist dazu da, um uns als Wegweiser in der Dunkelheit zu dienen und uns zur Glückseligkeit zu führen.

Wie der heilige Ignatius von Loyola in seiner Unterscheidung der Geister so schön sagt: In Zeiten der Not ändern wir nichts; erst wenn wir ruhig und gelassen sind, können wir in Erwägung ziehen, unseren Vorsatz und unsere Handlungsweise zu ändern.

Die Beharrlichkeit, das Herzstück aller Tugenden

Die Beharrlichkeit ist daher eine der wichtigsten Tugenden in unruhigen Zeiten. Sie stärkt uns auf solide und nachhaltige Weise im Guten: Genau das ist es, was wir brauchen!

Sie findet sich auf die eine oder andere Weise in den verschiedenen Kardinaltugenden, den vier Tugenden, die unser menschliches Handeln zusammenfassen. Unser Durchhaltevermögen zu festigen, bedeutet also, den gesamten Rahmen unseres geistlichen Lebens zu festigen!

In der Tugend der Klugheit ist es nicht nur notwendig, Ratschläge einzuholen, zu urteilen und dann zu entscheiden, sondern es ist notwendig, dies dauernd zu tun: die getroffenen Entscheidungen zu halten und zu bewahren, so verharrt man im Guten.

Dasselbe gilt für die Gerechtigkeit: Es ist nicht so schwierig, jedem Menschen pünktlich das zurückzugeben, was wir ihm schulden, aber es ist viel komplizierter, es gewohnheits­mässig zu tun... Mit Ausdauer zu vergeben heisst, nicht nur siebenmal zu vergeben, sondern siebzigmal siebenmal, wie das Evangelium sagt, also immer.

In der Tugend der Stärke geht es zwar sicher darum zu wissen, wie man – wenn nötig auch energisch – handelt, aber man muss auch wissen, wie man dem Bösen widersteht. Vielleicht ist gerade in diesem Bereich die Stärke am deutlichsten. Nicht der brillante Schlag zählt, sondern die heldenhafte und ausdauernde Treue im täglichen Leben.

Schliesslich ist auch bei der Tugend der Mässigung Beharrlichkeit erforderlich, denn wenn man seine Seele vor den Begierden bewahren muss, muss man dies die ganze Zeit hindurch tun. Es ist sinnlos, einen Tag der Askese mit ein paar Minuten der Ausschweifung zu beenden: Es ist besser, in kleinen Schritten voranzukommen, wenn man dabei nur keine Rückschritte macht.

Die Schwierigkeiten der Beharrlichkeit

Nachdem wir uns nun in Erinnerung rufen konnten, wie wichtig, aktuell und konkret diese Tugend ist, ist es vielleicht interessant zu zeigen, was die Beharrlichkeit nicht ist, oder besser gesagt, aufzuzeigen, was man ihr vorwirft.

Wie alles, was die Handlungen der Tugend und des Guten im Allgemeinen betrifft, kann Beharrlichkeit langweilig und uninteressant erscheinen. Im Guten zu verharren, treu zu bleiben, das scheint so langweilig und uninteressant. Das stammt aus einer anderen Zeit!

Tatsächlich ist es sicher keine Verschwendung, Eifer für die Beharrlichkeit aufzuwenden, ganz im Gegenteil. Die Beharrlichkeit macht die unmöglichsten Unternehmungen möglich und das ist nicht die geringste ihrer Qualitäten!

Die Gelegenheiten, die sich aufgrund der Einschränkungen durch das Coronavirus und – was uns noch näherliegt – durch die Fastenzeit ergeben, zeigen uns, dass es eine Vielzahl von Wirklichkeiten gibt, die wir anlässlich der Einschränkungen entdecken und wiederentdecken können. Die Welt möchte uns glauben machen, dass wir uns fernab von starken und neuen Sensationen langweilen, während wir im Gegenteil die wunderbare Welt der Tugenden und vor allem die Vereinigung mit Gott entdecken können, die selbst die Ewigkeit nicht ausschöpfen kann.

Ein weiterer Vorwurf, der manchmal der Beharrlichkeit gemacht wird, ist, dass sie stur sei. Auch hier gilt: Ausdauer steht nicht im Widerspruch zu Besonnenheit und Überlegung. Intelligenz muss in der Lage sein, Handlungsweisen an bestimmte Situationen anzupassen.

Es ist wahr, wie das Sprichwort sagt: „Errare humanum est, perseverare diabolicum – Irren ist menschlich, in seinem Irrtum verharren ist teuflisch.“ Aber das ist nicht die Tugend der Beharrlichkeit, es ist vielmehr die Hartnäckigkeit im Bösen. Beharrlichkeit hingegen stärkt uns gegen unsere Leidenschaften und die Schwäche unserer Natur, und sie macht nur Sinn, wenn sie auf das Gute ausgerichtet ist.

Wenn also Hartnäckigkeit nur als ein beharrliches Ringen um das Gute verstanden wird, dann ist sie ein heiliger Eigensinn: Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Himmel­reich eingehen, sondern nur wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist!

Möge Unsere Liebe Frau von den Sieben Schmerzen, die stark und beharrlich am Fusse des Kreuzes ausharrt, unser Vorbild und unsere Zuflucht sein, um in diesen schwierigen Zeiten auf dem richtigen Weg zu bleiben.