Vorwort des Distriktoberen

PS: Am 20. November 2021 verstarb unser Priester­freund und Jubilar Pfarrer i. R. Eduard Haas. Er wurde 1928 in Zell geboren und vor über 65 Jahren, am 17. März 1956, zum Priester geweiht. Er war bis 2004 Pfarrer von Auw an der Kyll. Das Requiem fand in unserer Kapelle in Trier statt. Requiescat in pace.

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Mit dem Lichtmesstag schließt sich der Kreis der weihnachtlichen Feste. Bald beginnt die Vorfastenzeit. Sie leitet über zu den ernsten Wochen, in welchen das Leiden und Sterben unseres Heilandes im Mittelpunkt steht. Weihnachtsfestkreis und Osterfestkreis fließen im Monat Februar sozusagen ineinander über. Hüten wir uns vor einer Spiritualität, welche beides ganz voneinander trennt, die an Weihnachten nur das liebe Kindlein in der Krippe und in der Fastenzeit nur den zu Tode verwundeten Schmerzensmann sieht. Es war nicht der Hauptzweck der Geburt Christi, uns durch den Anblick des niedlichen Knaben zu erfreuen, ebenso wenig war es der erste Zweck seines Leidens, unser (menschliches) Mitleid zu erwecken. Diese Aspekte gehören auch dazu. Aber dabei stehen zu bleiben, wäre oberflächlich. 

Wir werden Christus und seiner Erlösungstat nur gerecht, wenn wir in die Tiefe dringen. Unser Blick muss sich auf das richten, was unsere Augen nicht sehen, was uns der Glaube sagt. Was aber sagt er uns? 

„Ich glaube an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit; Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott; gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen.“

Das ist es, was wir vor der Krippe in erster Linie bedenken sollen: Dieses kleine Kind ist der ewige, allmächtige Gott, „wesensgleich mit dem Vater“. Die unendliche Majestät Gottes weilt leibhaftig unter uns! Er ist wirklich der „Emmanuel“, der „Gott mit uns“. Wer kann ermessen, was in diesem Wort enthalten ist? 

Wenn wir das richtig bedenken, dringen wir zum Wesentlichen vor. Der große GOTT wird ein armseliger Mensch und nimmt ein Leben voller Leiden auf sich, um uns Menschen von der Sünde zu befreien und vor der Hölle zu retten! Wir haben das nicht verdient, und Er hat es nicht nötig! Wir haben es nicht verdient, weil wir irgendwelche irdischen Dinge Gott und seiner Gnade vorgezogen und so das göttliche Leben in uns preisgegeben haben. Gott hat es nicht nötig, weil er sonst nicht Gott wäre. Er wäre nicht Gott, wenn sein eigentliches Glück von etwas abhängen würde, was außerhalb von ihm steht. Gott findet seine Seligkeit, sein volles Genügen in sich selbst. Er wäre vollkommen glücklich, auch wenn er uns nicht erlöst hätte.

Obwohl wir es also nicht verdient haben und obwohl er es nicht nötig hat, vollbringt Gott das Unaussprechliche, das Erhabene: „Er hat Fleisch angenommen durch den Hl. Geist aus Maria, der Jungfrau, und ist Mensch geworden.“ 

Nun aber ist die zweite göttliche Person nicht Mensch geworden, um sich in der Krippe bestaunen zu lassen. Sein Kommen und sein ganzes Leben haben nur einen Zweck: „für uns Menschen und um unseres Heiles willen“. Die Verherrlichung Gottes durch die Erlösung der Menschen – das ist sein Ziel, das ist der Wille seines Vaters. Diesem gibt er sich schon im ersten Augenblick seines menschlichen Lebens ganz hin. „Er sprach bei seinem Eintritt in die Welt: Siehe, ich komme, o Gott, um Deinen Willen zu erfüllen“ (Heb 10,5.7). Und bis zu seinem letzten Atemzug bleibt alles darauf hin ausgerichtet. Die Stunde seines Leidens und Sterbens ist „seine Stunde“. Sie beginnt eigentlich schon in Bethlehem. Schon in der Krippe opfert er die Kälte und das harte Lager für uns auf und ist gewillt, die schmerzhafte Beschneidung, die leidvolle Flucht nach Ägypten, all die Entbehrungen und die Mühen seines Lebens, ganz besonders aber sein Leiden und seinen Tod, auf sich zu nehmen – zu diesem einen Ziel: zur Ehre Gottes und um uns zu erlösen.

Am Kreuz haben wir genauso zu staunen wie an der Krippe: Dieser Mensch ist nicht nur ein Geschlagener, ein Schwerstverwundeter. Er ist wahrer Gott! Er will diese entsetzliche Qual zur Sühne für unsere Sünden. Der göttliche Wille ist am Kreuz derselbe wie in Bethlehem – der Kalvarienberg der Stall von Bethlehem hängen eng zusammen.

Christus leidet, er leidet unsäglich, und er leidet für mich! Wie von alleine führen uns diese Erwägungen zur Dankbarkeit. „Sic nos amantem, quis non redamaret?“ haben wir im Lied „Adeste, fideles“ gesungen. – „Wer sollte den nicht wiederlieben, der uns so sehr geliebt hat?“ Mehr ist nicht zu sagen. Man kann es nur mit mehr Worten sagen, wie beispielsweise de Ponte in seinen Anleitungen zur Betrachtung: 

„Ja, für mich ist er geboren, für mich hat er sich beschneiden lassen. Überhaupt alles, was er getan und gelitten, war für mich. Was sich damals in der Krippe ereignet hat, zielt alles ab auf mein Heil und meine Rettung. Er wollte mir die Sünden erlassen, mich mit Liebe zur Tugend entflammen und mich mit seinen Verdiensten bereichern. O liebreichster Jesus, was Dir zum Schmerze gereichte, das hat mir Freude gebracht. Ja, mein Gott, ich freue mich, weil Du so gut bist, die Mühsale und Leiden, die doch mir gebührt hätten, auf Dich selber zu nehmen, und mir dafür Deine Freuden zu schenken.

O ich bitte Dich, lass mich doch nicht so töricht sein, dass ich so lebe, als ob Du für mich überhaupt nicht geboren wärest, während Du doch tatsächlich zu meinem Heile in diese Welt gekommen bist.“ 

Wenn uns solche Gedanken beseelen, treten wir gut und fruchtbringend in die Zeit der Vorbereitung auf das große Geheimnis unserer Erlösung ein. Wir werden „würdige Früchte der Buße“ bringen, wie sie der hl. Johannes der Täufer von uns fordert. Unser Herz wird in der Liebe zu unserem Heiland wachsen und umso mehr an den reichen Früchten seines Leidens teilhaben können.

Mit priesterlichen Segensgrüßen



Vorwort des Distriktoberen

PS: Am 20. November 2021 verstarb unser Priester­freund und Jubilar Pfarrer i. R. Eduard Haas. Er wurde 1928 in Zell geboren und vor über 65 Jahren, am 17. März 1956, zum Priester geweiht. Er war bis 2004 Pfarrer von Auw an der Kyll. Das Requiem fand in unserer Kapelle in Trier statt. Requiescat in pace.

Liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Mit dem Lichtmesstag schließt sich der Kreis der weihnachtlichen Feste. Bald beginnt die Vorfastenzeit. Sie leitet über zu den ernsten Wochen, in welchen das Leiden und Sterben unseres Heilandes im Mittelpunkt steht. Weihnachtsfestkreis und Osterfestkreis fließen im Monat Februar sozusagen ineinander über. Hüten wir uns vor einer Spiritualität, welche beides ganz voneinander trennt, die an Weihnachten nur das liebe Kindlein in der Krippe und in der Fastenzeit nur den zu Tode verwundeten Schmerzensmann sieht. Es war nicht der Hauptzweck der Geburt Christi, uns durch den Anblick des niedlichen Knaben zu erfreuen, ebenso wenig war es der erste Zweck seines Leidens, unser (menschliches) Mitleid zu erwecken. Diese Aspekte gehören auch dazu. Aber dabei stehen zu bleiben, wäre oberflächlich. 

Wir werden Christus und seiner Erlösungstat nur gerecht, wenn wir in die Tiefe dringen. Unser Blick muss sich auf das richten, was unsere Augen nicht sehen, was uns der Glaube sagt. Was aber sagt er uns? 

„Ich glaube an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit; Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott; gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen.“

Das ist es, was wir vor der Krippe in erster Linie bedenken sollen: Dieses kleine Kind ist der ewige, allmächtige Gott, „wesensgleich mit dem Vater“. Die unendliche Majestät Gottes weilt leibhaftig unter uns! Er ist wirklich der „Emmanuel“, der „Gott mit uns“. Wer kann ermessen, was in diesem Wort enthalten ist? 

Wenn wir das richtig bedenken, dringen wir zum Wesentlichen vor. Der große GOTT wird ein armseliger Mensch und nimmt ein Leben voller Leiden auf sich, um uns Menschen von der Sünde zu befreien und vor der Hölle zu retten! Wir haben das nicht verdient, und Er hat es nicht nötig! Wir haben es nicht verdient, weil wir irgendwelche irdischen Dinge Gott und seiner Gnade vorgezogen und so das göttliche Leben in uns preisgegeben haben. Gott hat es nicht nötig, weil er sonst nicht Gott wäre. Er wäre nicht Gott, wenn sein eigentliches Glück von etwas abhängen würde, was außerhalb von ihm steht. Gott findet seine Seligkeit, sein volles Genügen in sich selbst. Er wäre vollkommen glücklich, auch wenn er uns nicht erlöst hätte.

Obwohl wir es also nicht verdient haben und obwohl er es nicht nötig hat, vollbringt Gott das Unaussprechliche, das Erhabene: „Er hat Fleisch angenommen durch den Hl. Geist aus Maria, der Jungfrau, und ist Mensch geworden.“ 

Nun aber ist die zweite göttliche Person nicht Mensch geworden, um sich in der Krippe bestaunen zu lassen. Sein Kommen und sein ganzes Leben haben nur einen Zweck: „für uns Menschen und um unseres Heiles willen“. Die Verherrlichung Gottes durch die Erlösung der Menschen – das ist sein Ziel, das ist der Wille seines Vaters. Diesem gibt er sich schon im ersten Augenblick seines menschlichen Lebens ganz hin. „Er sprach bei seinem Eintritt in die Welt: Siehe, ich komme, o Gott, um Deinen Willen zu erfüllen“ (Heb 10,5.7). Und bis zu seinem letzten Atemzug bleibt alles darauf hin ausgerichtet. Die Stunde seines Leidens und Sterbens ist „seine Stunde“. Sie beginnt eigentlich schon in Bethlehem. Schon in der Krippe opfert er die Kälte und das harte Lager für uns auf und ist gewillt, die schmerzhafte Beschneidung, die leidvolle Flucht nach Ägypten, all die Entbehrungen und die Mühen seines Lebens, ganz besonders aber sein Leiden und seinen Tod, auf sich zu nehmen – zu diesem einen Ziel: zur Ehre Gottes und um uns zu erlösen.

Am Kreuz haben wir genauso zu staunen wie an der Krippe: Dieser Mensch ist nicht nur ein Geschlagener, ein Schwerstverwundeter. Er ist wahrer Gott! Er will diese entsetzliche Qual zur Sühne für unsere Sünden. Der göttliche Wille ist am Kreuz derselbe wie in Bethlehem – der Kalvarienberg der Stall von Bethlehem hängen eng zusammen.

Christus leidet, er leidet unsäglich, und er leidet für mich! Wie von alleine führen uns diese Erwägungen zur Dankbarkeit. „Sic nos amantem, quis non redamaret?“ haben wir im Lied „Adeste, fideles“ gesungen. – „Wer sollte den nicht wiederlieben, der uns so sehr geliebt hat?“ Mehr ist nicht zu sagen. Man kann es nur mit mehr Worten sagen, wie beispielsweise de Ponte in seinen Anleitungen zur Betrachtung: 

„Ja, für mich ist er geboren, für mich hat er sich beschneiden lassen. Überhaupt alles, was er getan und gelitten, war für mich. Was sich damals in der Krippe ereignet hat, zielt alles ab auf mein Heil und meine Rettung. Er wollte mir die Sünden erlassen, mich mit Liebe zur Tugend entflammen und mich mit seinen Verdiensten bereichern. O liebreichster Jesus, was Dir zum Schmerze gereichte, das hat mir Freude gebracht. Ja, mein Gott, ich freue mich, weil Du so gut bist, die Mühsale und Leiden, die doch mir gebührt hätten, auf Dich selber zu nehmen, und mir dafür Deine Freuden zu schenken.

O ich bitte Dich, lass mich doch nicht so töricht sein, dass ich so lebe, als ob Du für mich überhaupt nicht geboren wärest, während Du doch tatsächlich zu meinem Heile in diese Welt gekommen bist.“ 

Wenn uns solche Gedanken beseelen, treten wir gut und fruchtbringend in die Zeit der Vorbereitung auf das große Geheimnis unserer Erlösung ein. Wir werden „würdige Früchte der Buße“ bringen, wie sie der hl. Johannes der Täufer von uns fordert. Unser Herz wird in der Liebe zu unserem Heiland wachsen und umso mehr an den reichen Früchten seines Leidens teilhaben können.

Mit priesterlichen Segensgrüßen