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Vorwort des Distriktoberen
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Die päpstliche Kriegserklärung

Liebe Freunde und Wohltäter!


Das Motu Proprio Traditiones Custodes vom 16. Juli hat heftige Kontroversen ausgelöst und viele Fragen aufgeworfen. Was für ein Geist beseelt dieses päpstliche Schreiben? Welche Folgen sind zu erwarten? Wie sollen sich treue Katholiken einem solchen Willkürakt gegenüber verhalten?

Nennen wir zunächst die Fakten. Papst Franziskus will dem Aufblühen der Tradition in der ganzen Welt ein Ende setzen. Für ihn ist die Vorliebe für tridentinische Liturgie eine schädliche „Modeerscheinung“, die es zu eliminieren gilt. Darum dürfen keine neuen entsprechenden Messorte errichtet werden, die bestehenden sind zu reduzieren und aus den Pfarrkirchen zu verbannen. Jeder traditionell gesinnte Priester steht unter Generalverdacht, gegen die „Einheit der Kirche“ zu rebellieren, er bedarf deswegen für die Zelebration der tridentinischen Messe sowohl von seinem Bischof wie auch vom Vatikan einer Spezialbewilligung, die aber – wenn überhaupt – nur unter der Bedingung erteilt werden wird, dass er sich verpflichtet, das II. Vatikanische Konzil und die neue Messe niemals zu hinterfragen. Kritik wird nicht geduldet. Eine abweichlerische Geisteshaltung ist für den Bestand jeder Tyrannei immer gefährlich.

Kann ein Papst die tridentinische Messe verbieten?

Ein über viele Jahrhunderte unter dem Wehen des Heiligen Geistes gewachsener Messritus kann von keiner kirchlichen Autorität je verboten werden, auch nicht von der höchsten. Dies gilt erst recht vom römischen Ritus, der in seinem Wesenskern auf die heiligen Apostel zurückgeht und über mehr als tausend Jahre nahezu unverändert von einer Generation zur anderen überliefert wurde. Kein seriöser Theologe hat an dieser Tatsache je gezweifelt. Wenn nun ein Papst es dennoch wagt, ein solches (partielles) Verbot zu erlassen, missbraucht er sträflich seine Autorität! Ein solcher Rechtsakt ist null und nichtig. Darum bestimmte der hl. Papst Pius V. bei der Festlegung der tridentinischen Liturgie in seiner Bulle Quo primum vom 14. Juli 1570, dass es jedem einzelnen Priester „für jetzt und für ewig“ kraft apostolischer Vollmacht erlaubt sei, „in allen Kirchen ohne Gewissensskrupel oder Furcht vor irgendwelchen Strafen und Rügen dieses Missale unbefangen und rechtens zu gebrauchen.“1


Wozu die Unterdrückung der traditionellen Liturgie?

Papst Franziskus träumt von einer Kirche der Barmherzigkeit und Toleranz, die allen Sensibilitäten und Randerscheinungen Platz und Schutz gewährt. Da kann und soll man sich natürlich fragen, was ihn denn antreibt, ausgerechnet gegen die eigene immerwährende liturgische Tradition mit solch intoleranter Verbissenheit vorzugehen. Vor kurzem erklärte ein hochrangiger Kirchenfürst, das tridentinische Missale müsse deswegen verschwinden, weil es nicht im Einklang mit dem Geist des II. Vatikanischen Konzils stehe. Damit ist wohl der Kern der ganzen Problematik angesprochen. Die moderne Konzeption von Kirche und Liturgie steht im krassen Widerspruch mit der traditionellen Liturgie und der Theologie, die ihr zugrunde liegt. Ein Beispiel sei hier genannt: Erzbischof Lefebvre nannte die tridentinische Messe „missionarisch“ und „anti-ökumenisch“, denn sie ruft zur Bekehrung und Buße auf, sie bekämpft den Irrglauben, sie fleht um die Rückkehr der Häretiker zur Einheit der katholischen Kirche etc. Dies alles steht tatsächlich nicht im Einklang mit dem II. Vatikanischen Konzil, dessen Grundausrichtung eine ökumenische und pazifistische ist. Die Kirche will heutzutage in friedlicher Harmonie mit anderen Religionen, mit der ganzen Welt und ihren politischen Systemen und modernen Philosophien leben, die oft kämpferisch gottlos und antichristlich auftreten. Es ist keine Rede mehr von Bekehrung zum einzigen Erlöser der Welt und zur wahren Religion. Bei diesen allgemeinen Weltverbrüderungsbestrebungen und dem Klang der Friedensschalmeien wirkt darum die traditionelle Liturgie als lästiger Störenfried, der zum Schweigen gebracht werden muss.


Die Tragik des Motu Proprio

Wenn nun leider festgestellt werden muss, dass der Papst die Tradition unterdrücken will, dann impliziert dies auch, dass damit – bewusst oder unbewusst – der Versuch gemacht wird, die Kirche zu zerstören. Die Kirche schöpft all ihre Lebenskraft aus ihren Wurzeln, der göttlichen Tradition. Ohne diese kann sie nicht leben. Sie ist vergleichbar mit einem Baum, der ohne Wurzeln unweigerlich verdorrt und abstirbt. Diese Tradition besteht in den drei Schätzen, die unserer Herr Jesus Christus seiner Kirche vermacht hat: 1) dem Schatz der göttlichen Wahrheit des katholischen Glaubens, 2) jenem der göttlichen Gnadenmittel, insbesondere des heiligen Messopfers, der Quelle aller Gnaden, 3) jenem des göttlichen Gesetzes, das uns den Weg zum Himmel weist, die Gebote Gottes und der Kirche. Diese drei Schätze werden heutzutage mehr und mehr verschleudert. Die göttliche Wahrheit wird relativiert durch unzählige Häresien, die in die Kirche eingedrungen sind und sogar gefördert werden. Die Liturgie wurde entstellt und profaniert, und die göttlichen Gebote wurden durch eine permissive Moral zerschlagen.


Kampf für das Überleben der Kirche

Wir erleben in der Kirche einen Krieg! Wenn die Kirche systematisch zerstört wird, dann tobt der schlimmste Krieg, den man sich vorstellen kann. Wir müssen begreifen, dass wir in einem solchen Krieg kämpfen müssen. Wir sind keine neutralen Beobachter. Als Katholiken tragen wir eine Mitverantwortung für die Kirche und deren Wohl. 

Bisher war es möglich, traditionell zu leben, ohne zu kämpfen, da die traditionelle Liturgie sich eines gewissen Wohlwollens seitens der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. erfreute. Sie wurde geduldet, solange sie wie in einem zoologischen Garten friedsam eingehegt war und auf eine entschieden kämpferische Haltung angesichts der Zerstörung der heiligsten Güter verzichtete. Insofern ist das jetzige Motu proprio eine Offenbarung, es nimmt diese Illusionen eines friedlichen Modus vivendi hinweg.


Widerstand gegen die kirchliche Obrigkeit?

Jahrzehntelang wurde versucht, „aufmüpfige Tradis“ mit der Gehorsamskeule in Schach zu halten: Man dürfe sich nicht gegen kirchliche Obrigkeiten auflehnen. Ihr müsst gehorchen! – Der Gehorsam ist unbestritten eine wichtige und grundlegende Tugend, nach dem hl. Thomas von Aquin die höchste der moralischen Tugenden! Doch er bewegt sich innerhalb von klaren und bestimmten Grenzen. Wenn die kirchliche Obrigkeit ihre Autorität missbraucht und der Kirche Schaden zufügt, dann darf man nicht gehorchen. Dann gilt, was der hl. Petrus der damaligen Obrigkeit entgegenhielt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ In solchen Situationen sind die Katholiken verpflichtet, Widerstand zu leisten2, was im Verlauf der Kirchengeschichte immer wieder vorgekommen ist. Man denke an den ersten berühmten Fall, als der hl. Apostel Paulus dem hl. Petrus „ins Angesicht widerstanden“ hat, weil dieser sich aus falscher Rücksicht auf die Judenchristen geschämt hatte, mit den Heidenchristen Tischgemeinschaft zu pflegen. Ein weiteres Beispiel findet sich in den Reformationswirren im 16. Jahrhundert. Manche Bischöfe vertraten damals protestantische Ideen und versuchten, in ihrer Diözese die Reformation einzuführen. Gegen sie hat eine beachtliche Anzahl von Priestern und Laien Widerstand geleistet. – Heute leben wir ohne Zweifel in einer Zeit, in welcher diese Widerstandspflicht erneut geboten ist. 


Konkrete Schlussfolgerungen

1) Gebet für die traditionellen Priester

Viele Priester stehen jetzt vor einer Entscheidung: „Bin ich bereit, für die Wahrheit und die Tradition der Kirche einzustehen, dafür Verfolgung zu erdulden, meine Stelle zu verlieren?“ 

Ich glaube, Ihre Verpflichtung, liebe Gläubige, besteht darin, diese Priester zu unterstützen, sie zu ermutigen, für die Tradition zu kämpfen! Für das Überleben und das weitere Aufblühen der Tradition scheint mir dies von großer Bedeutung zu sein. Seit langem stellt man fest, dass im Vatikan theologische Argumente ignoriert werden und kein Gewicht haben. Was zählt, ist die Sprache der Tatsachen. Wenn sich in der ganzen Welt ein starker Widerstand bildet und man bereit ist, für die Tradition zu kämpfen und persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen, dann kann diese Kraft auf Dauer nicht unterdrückt werden. Beten wir für all diese Priester und die zum Priesterstand Berufenen!


2) Hilfeleistungen für die Priester

Wie unser Generaloberer erklärte, ist die Priesterbruderschaft St. Pius X. willens, allen verfolgten Priestern jegliche Unterstützung anzubieten, alles für sie zu tun, was in ihren Kräften liegt. Wir laden die traditionellen Priester ein, mit uns in Kontakt zu treten. Einheit macht stark! In der Verfolgung sollten – soweit wie möglich – alle guten Kräfte gebündelt, sinnvolle Strategien überlegt und gegenseitige Hilfeleistungen bereitgestellt werden. Natürlich sind die Laien bei diesem Unternehmen miteingeschlossen.


3) Die geistigen Waffen

Dieser Krieg ist im tiefsten ein geistiger Krieg zwischen U. L. Frau, der Fürstin der himmlischen Heerscharen, und den höllischen Mächten. In der Tat handelt es sich um einen satanischen Geist, der in die Kirche eingedrungen ist. Darum müssen wir Katholiken mit den Waffen des Geistes kämpfen. Die Muttergottes in Fatima hat uns erklärt, wie wir den Teufel zu bekämpfen haben. Die erste Waffe, die die Muttergottes nennt, ist der Rosenkranz, das eifrige Gebet. Seien wir alle eifrige Rosenkranzbeter! Beten wir täglich wenigstens einen Rosenkranz, besser den ganzen Psalter. Die zweite Waffe ist die freudige Bereitschaft für das Opfer: die Abtötung ungeordneter Neigungen und persönliche Verzichte, insbesondere aber die treue Erfüllung unserer Pflichten. All dies kostet unserer trägen Natur einiges an Überwindung. Bitten wir darum die heiligste Jungfrau inständig um Beharrlichkeit und Eifer im Gebrauch dieser Waffen! Sie wird all ihre Streiter vom Himmel her segnen und zur von Gott bestimmten Stunde den verheißenen Triumph ihres Unbefleckten Herzens herbeiführen.


Mit priesterlichem Segensgruß

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1    Um seiner Anordnung Nachdruck zu verleihen, fügte der heilige Papst noch hinzu: „Wenn aber jemand sich herausnehmen sollte, dies anzutasten, so soll er wissen, dass er den Zorn des Allmächtigen Gottes und Seiner Heiligen Apostel Petrus und Paulus auf sich ziehen wird“.

2    Namhafte Kirchenrechtlicher haben genaue Definitionen des Widerstandsrechts und der Widerstandspflicht in der Kirche formuliert, z. B. Prof. Georg May in: Notwehr, Widerstand und Notstand – Begriffliche Klärungen, 1984.

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Vorwort des Distriktoberen
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Die päpstliche Kriegserklärung

Liebe Freunde und Wohltäter!


Das Motu Proprio Traditiones Custodes vom 16. Juli hat heftige Kontroversen ausgelöst und viele Fragen aufgeworfen. Was für ein Geist beseelt dieses päpstliche Schreiben? Welche Folgen sind zu erwarten? Wie sollen sich treue Katholiken einem solchen Willkürakt gegenüber verhalten?

Nennen wir zunächst die Fakten. Papst Franziskus will dem Aufblühen der Tradition in der ganzen Welt ein Ende setzen. Für ihn ist die Vorliebe für tridentinische Liturgie eine schädliche „Modeerscheinung“, die es zu eliminieren gilt. Darum dürfen keine neuen entsprechenden Messorte errichtet werden, die bestehenden sind zu reduzieren und aus den Pfarrkirchen zu verbannen. Jeder traditionell gesinnte Priester steht unter Generalverdacht, gegen die „Einheit der Kirche“ zu rebellieren, er bedarf deswegen für die Zelebration der tridentinischen Messe sowohl von seinem Bischof wie auch vom Vatikan einer Spezialbewilligung, die aber – wenn überhaupt – nur unter der Bedingung erteilt werden wird, dass er sich verpflichtet, das II. Vatikanische Konzil und die neue Messe niemals zu hinterfragen. Kritik wird nicht geduldet. Eine abweichlerische Geisteshaltung ist für den Bestand jeder Tyrannei immer gefährlich.

Kann ein Papst die tridentinische Messe verbieten?

Ein über viele Jahrhunderte unter dem Wehen des Heiligen Geistes gewachsener Messritus kann von keiner kirchlichen Autorität je verboten werden, auch nicht von der höchsten. Dies gilt erst recht vom römischen Ritus, der in seinem Wesenskern auf die heiligen Apostel zurückgeht und über mehr als tausend Jahre nahezu unverändert von einer Generation zur anderen überliefert wurde. Kein seriöser Theologe hat an dieser Tatsache je gezweifelt. Wenn nun ein Papst es dennoch wagt, ein solches (partielles) Verbot zu erlassen, missbraucht er sträflich seine Autorität! Ein solcher Rechtsakt ist null und nichtig. Darum bestimmte der hl. Papst Pius V. bei der Festlegung der tridentinischen Liturgie in seiner Bulle Quo primum vom 14. Juli 1570, dass es jedem einzelnen Priester „für jetzt und für ewig“ kraft apostolischer Vollmacht erlaubt sei, „in allen Kirchen ohne Gewissensskrupel oder Furcht vor irgendwelchen Strafen und Rügen dieses Missale unbefangen und rechtens zu gebrauchen.“1


Wozu die Unterdrückung der traditionellen Liturgie?

Papst Franziskus träumt von einer Kirche der Barmherzigkeit und Toleranz, die allen Sensibilitäten und Randerscheinungen Platz und Schutz gewährt. Da kann und soll man sich natürlich fragen, was ihn denn antreibt, ausgerechnet gegen die eigene immerwährende liturgische Tradition mit solch intoleranter Verbissenheit vorzugehen. Vor kurzem erklärte ein hochrangiger Kirchenfürst, das tridentinische Missale müsse deswegen verschwinden, weil es nicht im Einklang mit dem Geist des II. Vatikanischen Konzils stehe. Damit ist wohl der Kern der ganzen Problematik angesprochen. Die moderne Konzeption von Kirche und Liturgie steht im krassen Widerspruch mit der traditionellen Liturgie und der Theologie, die ihr zugrunde liegt. Ein Beispiel sei hier genannt: Erzbischof Lefebvre nannte die tridentinische Messe „missionarisch“ und „anti-ökumenisch“, denn sie ruft zur Bekehrung und Buße auf, sie bekämpft den Irrglauben, sie fleht um die Rückkehr der Häretiker zur Einheit der katholischen Kirche etc. Dies alles steht tatsächlich nicht im Einklang mit dem II. Vatikanischen Konzil, dessen Grundausrichtung eine ökumenische und pazifistische ist. Die Kirche will heutzutage in friedlicher Harmonie mit anderen Religionen, mit der ganzen Welt und ihren politischen Systemen und modernen Philosophien leben, die oft kämpferisch gottlos und antichristlich auftreten. Es ist keine Rede mehr von Bekehrung zum einzigen Erlöser der Welt und zur wahren Religion. Bei diesen allgemeinen Weltverbrüderungsbestrebungen und dem Klang der Friedensschalmeien wirkt darum die traditionelle Liturgie als lästiger Störenfried, der zum Schweigen gebracht werden muss.


Die Tragik des Motu Proprio

Wenn nun leider festgestellt werden muss, dass der Papst die Tradition unterdrücken will, dann impliziert dies auch, dass damit – bewusst oder unbewusst – der Versuch gemacht wird, die Kirche zu zerstören. Die Kirche schöpft all ihre Lebenskraft aus ihren Wurzeln, der göttlichen Tradition. Ohne diese kann sie nicht leben. Sie ist vergleichbar mit einem Baum, der ohne Wurzeln unweigerlich verdorrt und abstirbt. Diese Tradition besteht in den drei Schätzen, die unserer Herr Jesus Christus seiner Kirche vermacht hat: 1) dem Schatz der göttlichen Wahrheit des katholischen Glaubens, 2) jenem der göttlichen Gnadenmittel, insbesondere des heiligen Messopfers, der Quelle aller Gnaden, 3) jenem des göttlichen Gesetzes, das uns den Weg zum Himmel weist, die Gebote Gottes und der Kirche. Diese drei Schätze werden heutzutage mehr und mehr verschleudert. Die göttliche Wahrheit wird relativiert durch unzählige Häresien, die in die Kirche eingedrungen sind und sogar gefördert werden. Die Liturgie wurde entstellt und profaniert, und die göttlichen Gebote wurden durch eine permissive Moral zerschlagen.


Kampf für das Überleben der Kirche

Wir erleben in der Kirche einen Krieg! Wenn die Kirche systematisch zerstört wird, dann tobt der schlimmste Krieg, den man sich vorstellen kann. Wir müssen begreifen, dass wir in einem solchen Krieg kämpfen müssen. Wir sind keine neutralen Beobachter. Als Katholiken tragen wir eine Mitverantwortung für die Kirche und deren Wohl. 

Bisher war es möglich, traditionell zu leben, ohne zu kämpfen, da die traditionelle Liturgie sich eines gewissen Wohlwollens seitens der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. erfreute. Sie wurde geduldet, solange sie wie in einem zoologischen Garten friedsam eingehegt war und auf eine entschieden kämpferische Haltung angesichts der Zerstörung der heiligsten Güter verzichtete. Insofern ist das jetzige Motu proprio eine Offenbarung, es nimmt diese Illusionen eines friedlichen Modus vivendi hinweg.


Widerstand gegen die kirchliche Obrigkeit?

Jahrzehntelang wurde versucht, „aufmüpfige Tradis“ mit der Gehorsamskeule in Schach zu halten: Man dürfe sich nicht gegen kirchliche Obrigkeiten auflehnen. Ihr müsst gehorchen! – Der Gehorsam ist unbestritten eine wichtige und grundlegende Tugend, nach dem hl. Thomas von Aquin die höchste der moralischen Tugenden! Doch er bewegt sich innerhalb von klaren und bestimmten Grenzen. Wenn die kirchliche Obrigkeit ihre Autorität missbraucht und der Kirche Schaden zufügt, dann darf man nicht gehorchen. Dann gilt, was der hl. Petrus der damaligen Obrigkeit entgegenhielt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ In solchen Situationen sind die Katholiken verpflichtet, Widerstand zu leisten2, was im Verlauf der Kirchengeschichte immer wieder vorgekommen ist. Man denke an den ersten berühmten Fall, als der hl. Apostel Paulus dem hl. Petrus „ins Angesicht widerstanden“ hat, weil dieser sich aus falscher Rücksicht auf die Judenchristen geschämt hatte, mit den Heidenchristen Tischgemeinschaft zu pflegen. Ein weiteres Beispiel findet sich in den Reformationswirren im 16. Jahrhundert. Manche Bischöfe vertraten damals protestantische Ideen und versuchten, in ihrer Diözese die Reformation einzuführen. Gegen sie hat eine beachtliche Anzahl von Priestern und Laien Widerstand geleistet. – Heute leben wir ohne Zweifel in einer Zeit, in welcher diese Widerstandspflicht erneut geboten ist. 


Konkrete Schlussfolgerungen

1) Gebet für die traditionellen Priester

Viele Priester stehen jetzt vor einer Entscheidung: „Bin ich bereit, für die Wahrheit und die Tradition der Kirche einzustehen, dafür Verfolgung zu erdulden, meine Stelle zu verlieren?“ 

Ich glaube, Ihre Verpflichtung, liebe Gläubige, besteht darin, diese Priester zu unterstützen, sie zu ermutigen, für die Tradition zu kämpfen! Für das Überleben und das weitere Aufblühen der Tradition scheint mir dies von großer Bedeutung zu sein. Seit langem stellt man fest, dass im Vatikan theologische Argumente ignoriert werden und kein Gewicht haben. Was zählt, ist die Sprache der Tatsachen. Wenn sich in der ganzen Welt ein starker Widerstand bildet und man bereit ist, für die Tradition zu kämpfen und persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen, dann kann diese Kraft auf Dauer nicht unterdrückt werden. Beten wir für all diese Priester und die zum Priesterstand Berufenen!


2) Hilfeleistungen für die Priester

Wie unser Generaloberer erklärte, ist die Priesterbruderschaft St. Pius X. willens, allen verfolgten Priestern jegliche Unterstützung anzubieten, alles für sie zu tun, was in ihren Kräften liegt. Wir laden die traditionellen Priester ein, mit uns in Kontakt zu treten. Einheit macht stark! In der Verfolgung sollten – soweit wie möglich – alle guten Kräfte gebündelt, sinnvolle Strategien überlegt und gegenseitige Hilfeleistungen bereitgestellt werden. Natürlich sind die Laien bei diesem Unternehmen miteingeschlossen.


3) Die geistigen Waffen

Dieser Krieg ist im tiefsten ein geistiger Krieg zwischen U. L. Frau, der Fürstin der himmlischen Heerscharen, und den höllischen Mächten. In der Tat handelt es sich um einen satanischen Geist, der in die Kirche eingedrungen ist. Darum müssen wir Katholiken mit den Waffen des Geistes kämpfen. Die Muttergottes in Fatima hat uns erklärt, wie wir den Teufel zu bekämpfen haben. Die erste Waffe, die die Muttergottes nennt, ist der Rosenkranz, das eifrige Gebet. Seien wir alle eifrige Rosenkranzbeter! Beten wir täglich wenigstens einen Rosenkranz, besser den ganzen Psalter. Die zweite Waffe ist die freudige Bereitschaft für das Opfer: die Abtötung ungeordneter Neigungen und persönliche Verzichte, insbesondere aber die treue Erfüllung unserer Pflichten. All dies kostet unserer trägen Natur einiges an Überwindung. Bitten wir darum die heiligste Jungfrau inständig um Beharrlichkeit und Eifer im Gebrauch dieser Waffen! Sie wird all ihre Streiter vom Himmel her segnen und zur von Gott bestimmten Stunde den verheißenen Triumph ihres Unbefleckten Herzens herbeiführen.


Mit priesterlichem Segensgruß

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