Vorwort des Distriktoberen

Liebe Gläubige, liebe Freunde und Wohltäter!

Während die letzten Schulwochen ihrem Ende entgegengehen, beginnt ein heikler und oft gefürchteter Zeitabschnitt, in dem sich die Ernennungen der Priester der Bruderschaft abspielen. Es scheint mir nützlich, einige Überlegungen zu diesem Thema anzustellen.

In unserer Bruderschaft treten am 15. August die Ernennungen offiziell wirksam in Kraft. Der Wechsel muss aber bereits einige Monate im Voraus angekündigt werden, damit genügend Zeit bleibt, um sich darauf vorzubereiten und eine möglichst reibungslose Übergabe zu gewährleisten.

Die Abreise eines Priesters bricht vielen beinahe das Herz – wenn es sicher auch einige gibt, die sich über diese Botschaft zu freuen scheinen. Man sieht im Priester oft einen geistlichen Vater und den Vertrauten unserer Seelen. Wenn man auch nicht unbedingt alle seine Sichtweisen teilt, so ist man doch traurig über seinen Weggang und viele bleiben ratlos zurück.

Über die menschlichen Gefühle der Traurigkeit und Enttäuschung hinaus – die natürlich sehr verständlich sind – scheint es mir wichtig, so weit als möglich zu begreifen, was die Oberen zu diesem oder jenem Schritt bewogen hat. Wenn sich das Opfer auch nicht leugnen lässt und das Kreuz schwer wiegt, – sowohl für den Priester als auch für die Gläubigen –, so kann ein solches Ereignis uns helfen innerlich zu wachsen. Es wäre schade, wenn man diesen Aspekt vernachlässigen würde.

Bevor wir die Beweggründe beleuchten, welche die Oberen zu dieser oder jener Wahl veranlassen, ist es sicher nützlich, folgendes klarzustellen. Bei den Ernennungen geht es um eine Entscheidung der Klugheit. Die Obrigkeit ist nach ihrem Beurteilungsvermögen der Ansicht, dass eine solche Entscheidung gut oder notwendig ist, und in manchen Fällen entscheidet sie sich ganz einfach für das geringere Übel. Wir befinden uns hier nicht im Bereich des Glaubens oder der Sitten, wo volle Gewissheit am Platz ist. Es handelt sich um eine Entscheidung der Klugheit. Nach reiflichem Abwägen hofft man eine gute Wahl getroffen zu haben. Aber es handelt sich um eine heikle Entscheidung, die sich manchmal sogar als Fehleinschätzung herausstellen kann. Sie liegt im Urteilsvermögen des Oberen, der auch die Verantwortung dafür trägt. Auf der einen Seite gebührt ihm Gehorsam, auf der anderen Seite hat er auch über die Sicherheit zu wachen!

Auf die Ankündigung eines Wechsels reagieren wir verschieden, je nachdem ob es unsere Pfarrei betrifft oder nicht. Wenn dies nicht der Fall ist, dann nehmen wir es leicht zu Kenntnis. Wenn es uns aber betrifft, dann ist die erste Frage, die wir uns stellen: Wieso gerade wir, wieso unser Priorat, wieso unsere Kapelle?

Auf einer ersten Ebene wollen wir im Hinblick auf den organisatorischen Rahmen eine Antwort geben. Die Bruderschaft ist auf allen Kontinenten der Welt vertreten und deckt zahlreiche Apostolatsfelder ab, die besondere Fähigkeiten erfordern. Wenn die Oberen nach der besten Möglichkeit suchen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, lassen sie sich immer vom Grundsatz leiten, dass das Gemeinwohl über dem Wohl des Einzelnen steht. Sowohl auf der Ebene unseres Landes als auch weltweit kann es geschehen, dass irgendwo die Fähigkeiten und Talente eines Priesters erheischt werden, welcher sein vorhergehendes Apostolat aufs Beste ausgeübt hat. Ein solcher Wechsel zieht notwendigerweise auch andere Ernennungen nach sich, wobei es gilt, auf die Fähigkeiten jedes Einzelnen Rücksicht zu nehmen, um die gute Fortsetzung des Apostolates in den verschiedenen Prioraten gewährleisten zu können.

Ein zweiter Aspekt unserer Antwort betrifft mehrheitlich die Persönlichkeit der Priester; es gibt dabei die unterschiedlichsten und vielfältigsten Gründe für einen anstehenden Wechsel. Die Mitglieder der Bruderschaft, seien es Priester oder Ordensleute, bleiben trotz allem Menschen mit all ihren Fähigkeiten und Schwächen. Sie müssen ein Gemeinschaftsleben führen und man verlangt von ihnen, dass sie die verschiedensten Aufgaben erfüllen und Zuständigkeitsbereiche übernehmen. In diesem Zusammenhang braucht man nicht auf jeden einzelnen Fall einzugehen, um verständlich zu machen, dass für die Gläubigen die Beweggründe, die zu einem solchen Wechsel beitragen, nicht immer offensichtlich sind. Hierhin lässt sich das Handeln der Oberen verstehen, das sich auf folgendem Prinzip gründet, das nicht immer offensichtlich ist: der Vorrang des Gemeinschaftslebens über das Apostolat. Anders gesagt: Es gilt die Harmonie des Gemeinschaftslebens zu begünstigen, woraus sich die Mitglieder Kraft für das Apostolat schöpfen. Natürlich ist diese Priorität für die Gläubigen nicht immer leicht ersichtlich. Aber es handelt sich um eine Priorität, und die Oberen haben es sich zur Pflicht gesetzt, aufmerksam darüber zu wachen, dass ein echtes und angenehmes Gemeinschaftsleben für die Priester zu Stande kommt.

Diese Denkanstösse sollen verständlich machen, dass die Ernennungen wohl reifliche Überlegungen erfordern, dass diesen Entscheiden aber auch gleichzeitig aufgrund der Umstände und Erfordernisse von allen Seiten Grenzen gesetzt sind.

Als Zusammenfassung dieser Erklärungen soll gesagt sein, dass es normal ist, dass man über einen Wechsel enttäuscht oder traurig ist, vor allem wenn man die Beweggründe nicht kennt. Darum soll man nicht zögern, sich mit den Obrigkeiten in Verbindung zu setzen, wenn es einen wichtigen Punkt gibt, der ihnen vielleicht entgangen sein könnte. Auf der anderen Seite führen Petitionen und andere ähnliche Manifestationen aufgrund einer einmal gefällten Entscheidung zu nichts, vielmehr richten sie Schaden an. Es ist besser, wenn man mit Vertrauen seine Besorgnis oder sein Unverständnis mitteilt. Dieses Verhalten verdient immer unser Wohlwollen, denn oft bietet sich dadurch Gelegenheit, gewisse vorgefasste Urteile zu klären oder sogar zu korrigieren.

Einen anderen Punkt möchte ich noch ansprechen: Es kann sein, dass man rein intellektuell die Notwendigkeit einer solchen Versetzung versteht, aber es bleibt der Eindruck oder die Überzeugung zurück, dass diese Entscheidung unseren geistlichen Fortschritt hemmt, oder noch schlimmer, dass wir dadurch unsere Vereinigung mit Gott verlieren.

Zuerst möchte ich eine allgemeine Bemerkung anbringen. Die Stärke der Bruderschaft liegt nicht in ihren einzelnen Mitgliedern, sondern im Geist und in der Linie, die sie vorgibt. Im Gegensatz zu anderen konservativen Priestern, die eine hervorragende Arbeit leisteten, die aber oft von ihren Nachfolgern zerstört wurde, fährt die Bruderschaft kontinuierlich fort, ihr Apostolat bei den Seelen auszuüben. Die Gläubigen werden immer einen Priester an ihrer Seite habe, der sie die Wahrheit lehrt und sie auf sicherem Weg zu Gott führt.

Gewiss gibt es Qualitäten und Gaben, die ein Priester besitzt und die niemals in gleicher Weise bei einem anderen Priester gefunden werden können. Aber kein Mensch ist bar jeglicher Qualitäten. Vor allem eine Sache zählt: Was man von einem Priester erwartet, ist sein priesterliches Wirken. Das Wesentliche eines Priesters liegt nicht darin, dass er als befähigter Mann und guter Psychologe unter den Menschen wirkt, sondern dass er Priester ist. Natürlich können diese Gaben sehr wünschenswert und nützlich sein. Aber wenn man nur die menschlichen Qualitäten eines Priesters schätzt, kann es schnell einmal schwierig werden, in ihm einen Priester und Mann Gottes zu sehen. Das dürfen wir aber nicht vergessen: Der Priester ist in erster Linie ein Mann Gottes. Man wirft uns manchmal vor, dass während sich die Eheleute bis zu ihrem Tod die Treue halten, um mit ihrer Familie und ihren Kindern verbunden zu bleiben, unsere Priester von einem Priorat zum anderen wechseln. Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen, auch der Priester geht eine lebenslängliche Verbindung ein, aber an erster Stelle ist er an Gott, an die Kirche und seine Gemeinschaft gebunden. Wenn auch ein Apostolatsfeld, Seelen und Familien ihm anvertraut sind, so sind sie ihm eben nur anvertraut. Diese Seelen gehören Gott und das Ziel eines Priesters, wo immer er auch tätig sein mag, ist es, diese Seelen zu Gott zu führen.

Darum halten sich bei Versetzungen Stabilität und Neuerungen immer die Waage. Es braucht gewiss Zeit, um Vertrauen zu einem Priester zu gewinnen und ihm seine Seele anzuvertrauen. Eine tiefergehende Arbeit lässt sich nur längerfristig bewerkstelligen… Aber mit der Zeit kann man sich auch mit seiner Situation zufriedengeben, man lässt in seinem Eifer nach und möchte gewisse Gewohnheiten nicht ablegen. Es handelt sich dabei um ein subtiles Gleichgewicht, das von Person zu Person verschieden ist. Aber man darf nie vergessen, dass Anstrengung immer Mut und Entschlusskraft fordert.

Schliesslich gehört es zur Realität eines Christen: Wir sind auf Erden, um unser Kreuz zu tragen. Änderungen erinnern uns daran, dass auf Erden alles vergänglich ist… und das versetzt uns vor das Angesicht der Ewigkeit. Beim Tod eines nahen Menschen sind wir oft versucht, die göttliche Vorsehung zu hinterfragen. Ebenso gilt das bei der Versetzung eines Priesters: Abschiednehmen ist immer ein wenig wie Sterben. Aber das hilft sowohl dem Priester als auch den Gläubigen, sich an das Wesentliche zu binden: an Gott. Gottes Liebe ist eifersüchtig und hat einen ausschliesslichen Charakter. Der Beweis unserer Liebe zu Gott verlangt kontinuierlich Opfer. Wir dürfen aber sicher sein, dass dies immer zu unserem grösseren Wohl geschieht und dass die Gnaden, die damit verbunden sind, grösser sind, als die damit verbundenen Schwierigkeiten.

Unsere liebe himmlische Mutter gab uns ein schönes Beispiel dieser Hingabe an die göttliche Vorsehung. Vor ihrem Sohn weilte sie schon auf Erden – das entspricht aller Logik – sie blieb aber auch nach seiner Himmelfahrt auf Erden – was eher überraschend ist. Sie war eben immer dort, wo der liebe Gott sie haben wollte!

Möge der liebe Gott uns die Gnade schenken, dass wir immer besser verstehen lernen und dass unsere Hingabe an den göttlichen Willen uns zu einer zweiten Natur wird: Immer dort sein, wo der liebe Gott uns haben will! 

Vorwort des Distriktoberen

Liebe Gläubige, liebe Freunde und Wohltäter!

Während die letzten Schulwochen ihrem Ende entgegengehen, beginnt ein heikler und oft gefürchteter Zeitabschnitt, in dem sich die Ernennungen der Priester der Bruderschaft abspielen. Es scheint mir nützlich, einige Überlegungen zu diesem Thema anzustellen.

In unserer Bruderschaft treten am 15. August die Ernennungen offiziell wirksam in Kraft. Der Wechsel muss aber bereits einige Monate im Voraus angekündigt werden, damit genügend Zeit bleibt, um sich darauf vorzubereiten und eine möglichst reibungslose Übergabe zu gewährleisten.

Die Abreise eines Priesters bricht vielen beinahe das Herz – wenn es sicher auch einige gibt, die sich über diese Botschaft zu freuen scheinen. Man sieht im Priester oft einen geistlichen Vater und den Vertrauten unserer Seelen. Wenn man auch nicht unbedingt alle seine Sichtweisen teilt, so ist man doch traurig über seinen Weggang und viele bleiben ratlos zurück.

Über die menschlichen Gefühle der Traurigkeit und Enttäuschung hinaus – die natürlich sehr verständlich sind – scheint es mir wichtig, so weit als möglich zu begreifen, was die Oberen zu diesem oder jenem Schritt bewogen hat. Wenn sich das Opfer auch nicht leugnen lässt und das Kreuz schwer wiegt, – sowohl für den Priester als auch für die Gläubigen –, so kann ein solches Ereignis uns helfen innerlich zu wachsen. Es wäre schade, wenn man diesen Aspekt vernachlässigen würde.

Bevor wir die Beweggründe beleuchten, welche die Oberen zu dieser oder jener Wahl veranlassen, ist es sicher nützlich, folgendes klarzustellen. Bei den Ernennungen geht es um eine Entscheidung der Klugheit. Die Obrigkeit ist nach ihrem Beurteilungsvermögen der Ansicht, dass eine solche Entscheidung gut oder notwendig ist, und in manchen Fällen entscheidet sie sich ganz einfach für das geringere Übel. Wir befinden uns hier nicht im Bereich des Glaubens oder der Sitten, wo volle Gewissheit am Platz ist. Es handelt sich um eine Entscheidung der Klugheit. Nach reiflichem Abwägen hofft man eine gute Wahl getroffen zu haben. Aber es handelt sich um eine heikle Entscheidung, die sich manchmal sogar als Fehleinschätzung herausstellen kann. Sie liegt im Urteilsvermögen des Oberen, der auch die Verantwortung dafür trägt. Auf der einen Seite gebührt ihm Gehorsam, auf der anderen Seite hat er auch über die Sicherheit zu wachen!

Auf die Ankündigung eines Wechsels reagieren wir verschieden, je nachdem ob es unsere Pfarrei betrifft oder nicht. Wenn dies nicht der Fall ist, dann nehmen wir es leicht zu Kenntnis. Wenn es uns aber betrifft, dann ist die erste Frage, die wir uns stellen: Wieso gerade wir, wieso unser Priorat, wieso unsere Kapelle?

Auf einer ersten Ebene wollen wir im Hinblick auf den organisatorischen Rahmen eine Antwort geben. Die Bruderschaft ist auf allen Kontinenten der Welt vertreten und deckt zahlreiche Apostolatsfelder ab, die besondere Fähigkeiten erfordern. Wenn die Oberen nach der besten Möglichkeit suchen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, lassen sie sich immer vom Grundsatz leiten, dass das Gemeinwohl über dem Wohl des Einzelnen steht. Sowohl auf der Ebene unseres Landes als auch weltweit kann es geschehen, dass irgendwo die Fähigkeiten und Talente eines Priesters erheischt werden, welcher sein vorhergehendes Apostolat aufs Beste ausgeübt hat. Ein solcher Wechsel zieht notwendigerweise auch andere Ernennungen nach sich, wobei es gilt, auf die Fähigkeiten jedes Einzelnen Rücksicht zu nehmen, um die gute Fortsetzung des Apostolates in den verschiedenen Prioraten gewährleisten zu können.

Ein zweiter Aspekt unserer Antwort betrifft mehrheitlich die Persönlichkeit der Priester; es gibt dabei die unterschiedlichsten und vielfältigsten Gründe für einen anstehenden Wechsel. Die Mitglieder der Bruderschaft, seien es Priester oder Ordensleute, bleiben trotz allem Menschen mit all ihren Fähigkeiten und Schwächen. Sie müssen ein Gemeinschaftsleben führen und man verlangt von ihnen, dass sie die verschiedensten Aufgaben erfüllen und Zuständigkeitsbereiche übernehmen. In diesem Zusammenhang braucht man nicht auf jeden einzelnen Fall einzugehen, um verständlich zu machen, dass für die Gläubigen die Beweggründe, die zu einem solchen Wechsel beitragen, nicht immer offensichtlich sind. Hierhin lässt sich das Handeln der Oberen verstehen, das sich auf folgendem Prinzip gründet, das nicht immer offensichtlich ist: der Vorrang des Gemeinschaftslebens über das Apostolat. Anders gesagt: Es gilt die Harmonie des Gemeinschaftslebens zu begünstigen, woraus sich die Mitglieder Kraft für das Apostolat schöpfen. Natürlich ist diese Priorität für die Gläubigen nicht immer leicht ersichtlich. Aber es handelt sich um eine Priorität, und die Oberen haben es sich zur Pflicht gesetzt, aufmerksam darüber zu wachen, dass ein echtes und angenehmes Gemeinschaftsleben für die Priester zu Stande kommt.

Diese Denkanstösse sollen verständlich machen, dass die Ernennungen wohl reifliche Überlegungen erfordern, dass diesen Entscheiden aber auch gleichzeitig aufgrund der Umstände und Erfordernisse von allen Seiten Grenzen gesetzt sind.

Als Zusammenfassung dieser Erklärungen soll gesagt sein, dass es normal ist, dass man über einen Wechsel enttäuscht oder traurig ist, vor allem wenn man die Beweggründe nicht kennt. Darum soll man nicht zögern, sich mit den Obrigkeiten in Verbindung zu setzen, wenn es einen wichtigen Punkt gibt, der ihnen vielleicht entgangen sein könnte. Auf der anderen Seite führen Petitionen und andere ähnliche Manifestationen aufgrund einer einmal gefällten Entscheidung zu nichts, vielmehr richten sie Schaden an. Es ist besser, wenn man mit Vertrauen seine Besorgnis oder sein Unverständnis mitteilt. Dieses Verhalten verdient immer unser Wohlwollen, denn oft bietet sich dadurch Gelegenheit, gewisse vorgefasste Urteile zu klären oder sogar zu korrigieren.

Einen anderen Punkt möchte ich noch ansprechen: Es kann sein, dass man rein intellektuell die Notwendigkeit einer solchen Versetzung versteht, aber es bleibt der Eindruck oder die Überzeugung zurück, dass diese Entscheidung unseren geistlichen Fortschritt hemmt, oder noch schlimmer, dass wir dadurch unsere Vereinigung mit Gott verlieren.

Zuerst möchte ich eine allgemeine Bemerkung anbringen. Die Stärke der Bruderschaft liegt nicht in ihren einzelnen Mitgliedern, sondern im Geist und in der Linie, die sie vorgibt. Im Gegensatz zu anderen konservativen Priestern, die eine hervorragende Arbeit leisteten, die aber oft von ihren Nachfolgern zerstört wurde, fährt die Bruderschaft kontinuierlich fort, ihr Apostolat bei den Seelen auszuüben. Die Gläubigen werden immer einen Priester an ihrer Seite habe, der sie die Wahrheit lehrt und sie auf sicherem Weg zu Gott führt.

Gewiss gibt es Qualitäten und Gaben, die ein Priester besitzt und die niemals in gleicher Weise bei einem anderen Priester gefunden werden können. Aber kein Mensch ist bar jeglicher Qualitäten. Vor allem eine Sache zählt: Was man von einem Priester erwartet, ist sein priesterliches Wirken. Das Wesentliche eines Priesters liegt nicht darin, dass er als befähigter Mann und guter Psychologe unter den Menschen wirkt, sondern dass er Priester ist. Natürlich können diese Gaben sehr wünschenswert und nützlich sein. Aber wenn man nur die menschlichen Qualitäten eines Priesters schätzt, kann es schnell einmal schwierig werden, in ihm einen Priester und Mann Gottes zu sehen. Das dürfen wir aber nicht vergessen: Der Priester ist in erster Linie ein Mann Gottes. Man wirft uns manchmal vor, dass während sich die Eheleute bis zu ihrem Tod die Treue halten, um mit ihrer Familie und ihren Kindern verbunden zu bleiben, unsere Priester von einem Priorat zum anderen wechseln. Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen, auch der Priester geht eine lebenslängliche Verbindung ein, aber an erster Stelle ist er an Gott, an die Kirche und seine Gemeinschaft gebunden. Wenn auch ein Apostolatsfeld, Seelen und Familien ihm anvertraut sind, so sind sie ihm eben nur anvertraut. Diese Seelen gehören Gott und das Ziel eines Priesters, wo immer er auch tätig sein mag, ist es, diese Seelen zu Gott zu führen.

Darum halten sich bei Versetzungen Stabilität und Neuerungen immer die Waage. Es braucht gewiss Zeit, um Vertrauen zu einem Priester zu gewinnen und ihm seine Seele anzuvertrauen. Eine tiefergehende Arbeit lässt sich nur längerfristig bewerkstelligen… Aber mit der Zeit kann man sich auch mit seiner Situation zufriedengeben, man lässt in seinem Eifer nach und möchte gewisse Gewohnheiten nicht ablegen. Es handelt sich dabei um ein subtiles Gleichgewicht, das von Person zu Person verschieden ist. Aber man darf nie vergessen, dass Anstrengung immer Mut und Entschlusskraft fordert.

Schliesslich gehört es zur Realität eines Christen: Wir sind auf Erden, um unser Kreuz zu tragen. Änderungen erinnern uns daran, dass auf Erden alles vergänglich ist… und das versetzt uns vor das Angesicht der Ewigkeit. Beim Tod eines nahen Menschen sind wir oft versucht, die göttliche Vorsehung zu hinterfragen. Ebenso gilt das bei der Versetzung eines Priesters: Abschiednehmen ist immer ein wenig wie Sterben. Aber das hilft sowohl dem Priester als auch den Gläubigen, sich an das Wesentliche zu binden: an Gott. Gottes Liebe ist eifersüchtig und hat einen ausschliesslichen Charakter. Der Beweis unserer Liebe zu Gott verlangt kontinuierlich Opfer. Wir dürfen aber sicher sein, dass dies immer zu unserem grösseren Wohl geschieht und dass die Gnaden, die damit verbunden sind, grösser sind, als die damit verbundenen Schwierigkeiten.

Unsere liebe himmlische Mutter gab uns ein schönes Beispiel dieser Hingabe an die göttliche Vorsehung. Vor ihrem Sohn weilte sie schon auf Erden – das entspricht aller Logik – sie blieb aber auch nach seiner Himmelfahrt auf Erden – was eher überraschend ist. Sie war eben immer dort, wo der liebe Gott sie haben wollte!

Möge der liebe Gott uns die Gnade schenken, dass wir immer besser verstehen lernen und dass unsere Hingabe an den göttlichen Willen uns zu einer zweiten Natur wird: Immer dort sein, wo der liebe Gott uns haben will!